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NIKKI LANE – Highway Queen

~ 2017 (New West Records) – Stil: Country Rock ~


NIKKI LANE gehört zur neuen Generation von Country Musikerinnen, die mit einer großen Portion Selbstverständnis Sexappeal und Country Musik verbinden und sich damit eigentlich selbst widersprechen. Country-Fans werden eher in die konservative Ecke gestellt und stehen für traditionelle Werte, was dann im Widerspruch zu selbstbewussten Frauen und Sexappeal steht. Aber die Rechnung geht auf, wie man auch im Falle NIKKI LANE sieht, die mit `Highway Queen` ihr drittes Album veröffentlicht. LANE liefert keinen stocksteifen, rustikalen Country-Sound, ihre Songs klingen frisch, frech und sind zudem mit einer manchmal recht poppigen Attitüde ausgestattet, was dem Ganzen einen sehr internationalen Glanz verleiht. Klar, Country Mucke ist nicht jedermanns Sache, aber insofern er mit deutlich rockigen Elementen und einer gewissen Portion feschem Pop aufgepimpt wird, ist das eine verdammt hörbare Sache, die Spaß macht.

NIKKI LANEs Gespür für Atmosphäre ist ausgeprägt, ihr Gefühl für gute Melodien ebenso. Die zehn neuen Songs haben alle diesen klassischen Country Touch, schlagen aber eine Brücke, um aus dem angestaubten Country-Genre auszubrechen. Schon die beiden ersten Songs des Albums, `700.000 Rednecks` sowie der Titeltrack sind eindringliche Songs mit Ohrwurmpotential und wirken nur wenig wie echte Country-Songs. Sehr straighte poppige Stücke, ohne jedoch die Roots zu leugnen, mit denen man eventuell sogar im Radio Chancen hätte. Mit `Jackpot` liefert sie einen superben Rocker ab, der beabsichtigt oder nicht, sogar ein Tribut an Elvis sein könnte. LANEs Stimme klingt dabei durchgehend unaufgeregt dominant, aber jederzeit ist spürbar, dass hier verdammt viel Power drin steckt. Bei langsameren Passagen blitzen dezent rauchige Gesangsnuancen durch, die LANE dann wiederum unverwechselbar machen.

In seiner Gesamtheit ist `Highway Queen` ein verdammt cooles, äußerst unterhaltsames Country-Album das auch Leute ansprechen sollte, die diesem Genre bisher skeptisch gegenüberstanden, gerade weil hier viel mit Rock und Pop kokettiert wird und somit das traditionelle Soundgerüst aufgebrochen wird. Es ist das bisher einprägsamste, durchdachteste Album der in Nashville lebenden Sängerin, die ursprünglich aus South Carolina stammt. Herz, Schmerz, Outlaws und der Spirit des Südens sind gleichwohl in jedem Song unüberhörbar. Dass die Lady selbstbewusst ist, zeigt sich zudem auch am Albumcover, das in vielen Belangen selbsterklärend ist und klar definiert, wo die musikalischen Wurzeln liegen.

(8 Punkte)