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KHEMMIS – Hunted

2016 (20 Buck Spin) – Stil: Doomed Rock’n’Roll


Mein zweiter Jahresliebling in Sachen Doom neben den GriechInnen UNIVERSE 217 kommt aus Denver und hört auf den Namen KHEMMIS. Benannt nach der antiken ägyptischen Stadt klingt der Sound der vier Amis allerdings weder angestaubt noch doomig im Sinne alter BLACK SABBATH, TROUBLE oder PENTAGRAM. Vielmehr lässt ‚Hunted‘, das zweite Album nach dem starken 2015er Debüt ‚Absolution‘, bei aller mitschwingenden Melancholie genügend Sonnenstrahlen durch, um auch chronischsten Miesepetern den Tag zu versüßen (bzw. zu versauen).

Ähnlich wie WHILE HEAVEN WEPT oder ANATHEMA in ihrer Übergangsphase beherrschen KHEMMIS die Kunst, Melodien von zeitloser Schönheit zu erschaffen, die wie ein Anker im Strom der gutklassigen aber schnell wieder vergessenen Genre-Beiträge wirken. Der wunderbar unaufdringliche Gesang von Phil Pendergast, der seltener als auf dem Erstling vom Todesröcheln seines Co-Gitarristen Ben Hutcherson kontrastiert wird, ist dabei ebenso hervorzuheben wie die gerne auf Achttausender-Niveau balancierenden Sechssaiten-Harmonien der beiden Kreativköpfe. Eindrucksvollstes Beispiel: Der brillante Neunminüter ‚Beyond The Door‘, dessen instrumentale Klammer bei jedem ‚Into The Everflow‘-Freund ein Synapsen-Feuerwerk auslösen wird. Epik in Vollendung.

Und stets mit dem nötigen Wumms. Denn auch die Riffkraft kommt auf ‚Hunted‘ bei all der fein ausgearbeiteten Melodienpracht nie zu kurz. Man höre nur ‚Three Gates‘ – selten war Knattern schöner. Ja, es müssen schon Großkaliber wie neuere MASTODON und erwähnte WHILE HEAVEN WEPT als Vergleich herangezogen werden, um eine Vorstellung von der Klasse dieser Band und dieses Albums zu bekommen. Die artverwandten PALLBEARER können es in Sachen Spannung und Entschlossenheit bei aller Liebe nicht mehr mit KHEMMIS aufnehmen.

Verhaften, reinlegen, genießen.

(9 Punkte)