Redebedarf

SEEKING RAVEN

Interview mit János Krusenbaum


Das aktuelle Album von SEEKING RAVEN namens ´The Ending Collage´ ist keinesfalls ein unbedeutendes Werk progressiver Musik des laufenden Jahres.  Um etwas Licht in das aktuelle Lineup und die Musik der bisher eher unbekannten Band zu bringen, haben wir ein kleines Interview mit Mastermind János Krusenbaum geführt.

Hallo János, Du bist erst 26 Jahre alt, hast aber dennoch bereits Dein zweites Album eingespielt. Wie alt warst Du als Du begonnen hast, Dein erstes Instrument zu spielen?

Klavierunterricht habe ich mit sechs angefangen. Die ersten Jahre Klassik an der Musikschule und später dann für lange Zeit Jazzpiano bei einem unabhängigen Lehrer.

Aber das ist nicht das einzige. Wie viele Instrumente beherrschst Du eigentlich?

Später kam neben Klavier autodidaktisch noch Gitarre, Gesang, Bass dazu und Unterricht in Schlagzeug und Flöte.

Und daher spielst Du Deine Alben nun lieber vollständig alleine ein?

Ich habe ganz regulär in Bands gespielt, aber mein Traum war es, Alben ganz nach meinen Vorstellungen unabhängig aufnehmen zu können. Das war auch der eigentliche Grund, warum ich mir dann die dafür nötigen Instrumente draufgeschafft habe.

Ich habe also lange Zeit für mich im stillen Kämmerlein Musik produziert und das letzte Album was ich so aufgenommen habe, war dann ´Lonely Art´, das erste, offizielle SEEKING RAVEN-Album.

Die Demo davon, die 2012 fertig war, wurde von einem amerikanischen Studio-Inhaber entdeckt, der sie dann in Denver neu produziert und an ein österreichisches Label empfohlen hat, bei dem ich dann meinen ersten Plattendeal bekommen habe.

Während der Aufnahmen zum zweiten Album ´The Ending Collage´ hatte ich dann eigentlich schon eine feste Band, aber wir waren gerade in einer schwierigen Phase, in der nicht klar war, ob und wie es weitergeht, und so kam es eher zufällig, dass ich das zweite Album dann auch wieder hauptsächlich auf eigene Faust aufgenommen habe.

Ist es denn so schwierig heutzutage Mitmusiker zu finden?

Schwierig ist es definitiv! Es muss halt sehr viel gleichzeitig passen – privat muss man sich super verstehen, qualitativ muss es stimmen, aber auch vom musikalischen Geschmack her und von der Bereitschaft, in die Band zu investieren.

Aber natürlich ist es möglich, wir hatten schon mit unserem ursprünglichen Lineup insgesamt eine tolle Zeit und mit der neuen Besetzung, in der wir seit Anfang 2016 unterwegs sind, läuft es wirklich hervorragend. Ich bin mit den Jungs wirklich maximal musikalisch glücklich!

Wann und wieso hast Du überhaupt die Entscheidung getroffen, SEEKING RAVEN zu gründen und nicht etwa einer Band beizutreten?

Mitglied in Bands war ich ja wie gesagt auch sehr lange. Letztlich habe ich aber gemerkt, dass SEEKING RAVEN einfach meine Herzensangelegenheit ist, nach der ich mein ganzes Leben ausrichten möchte und so habe ich dann irgendwann den logischen Schritt gemacht, alles andere zu beenden und mich spätestens seit dem Plattenvertrag dann komplett darauf konzentrieren, das Projekt zur Band umzubauen, viel zu touren und das Ganze so weit zu bringen wie möglich.

Wie alt warst Du damals?

Der offizielle Startschuss war der Plattendeal mit Veröffentlichung von ´Lonely Art´. Das war im September 2012 und ich war 22 Jahre alt.

Wieso gründet man überhaupt eine Band? Weil die eigenen Idole immer langweiligere Musik produzieren und die eigene besser ist? 

Eigentlich gerade weil man den Idolen doch nacheifern will, oder? Ich habe schon von klein auf davon geträumt, mal in einer Rockband zu spielen, das ist damals noch so in derselben Kategorie wie Baggerfahrer oder Astronaut werden, denke ich. Nur dass dieser Gedanke bei mir nie abgeklungen ist – mein Vater ist ebenfalls Musiker und hat diese Faszination immer gefüttert indem er mir Konzerte gezeigt oder mich mal zur Bandprobe mitgenommen hat. Sowas ist als kleiner Junge einfach saucool!

Welche großen Vorbilder hast Du persönlich?

Schon seit Ewigkeiten Daniel Gildenlöw von PAIN OF SALVATION.

Das ist heute im Vergleich zu vor ein paar Jahren sicher etwas abgeschwächt, aber wird sich im Prinzip wohl doch nie ändern. Ansonsten habe ich viele musikalische Einflüsse, die vor allem in den 70ern liegen. Und in Bezug auf das professionelle Arbeiten als Musiker habe ich sicher auch eine Menge von Simon Moskon (CRYPTEX) gelernt. Ich habe seine Band mal im Vorprogramm von PAIN OF SALVATION gesehen und seitdem auch einmal Support für sie gespielt.

Denkst Du, man hört dies aus Deiner Musik heraus?

PAIN OF SALVATION kann man sicher als guten Vergleich für SEEKING RAVEN heranziehen, auch wenn wir uns doch sehr eigenständig anhören finde ich.

Hörst Du auch selber Musik, die gar nicht mit Deiner eigenen Musik stilistisch in Verbindung zu bringen ist? Oder hörst Du gar keine Musik anderer mehr?

Ich höre praktisch wirklich alles, mir ist das Genre völlig egal. Insgesamt zeitlich begründet leider seltener als früher, aber immer noch leidenschaftlich gerne. Und ich denke, dass ich all das Zeug, was ich mir anhöre, auch irgendwie unterbewusst in die SEEKING RAVEN-Songs einarbeite, aber man bestimmt nicht alles direkt heraushört.

Wie erklärst Du anderen Menschen, was für eine Art von Musik Du spielst, ohne dabei Bandnamen zu nennen?

Da die Menschen ja immer Schubladen brauchen, sag ich schon seit längerer Zeit immer nur noch „Progressive Rock“. Wir wechseln echt oft quer durch die Genres, sodass ich das Ganze eher ungern auf so eine konkrete Einordnung reduziere, aber mit dieser Bezeichnung kann ich mich dann noch am Ehesten anfreunden.

Wie lange hast Du nun an Deinem neuesten Werk gearbeitet?

Geschrieben habe ich das Album schon im Sommer 2013, fertig aufgenommen war die Scheibe Anfang 2014. Seitdem hat sich die Veröffentlichung immer wieder verschoben. Wir haben letztes Jahr sogar schon eine Release-Tour gespielt, während der wir die CD veröffentlichen wollten, was dann peinlicherweise doch nicht geklappt hat. Nach außen hin wirkt es sicher etwas verwirrend, dass es schon eine „The Ending Collage Tour-Tour 2015“ gegeben hat 😉

Der Grund war einfach, dass unser altes Label finanzielle Schwierigkeiten hatte, und deswegen ständig neue Label im Gespräch waren, wir uns im Endeffekt dann aber doch nie einigen konnten. Dann kam auch noch die Auflösung des Original-Lineups dazu.

Schon von Anfang an mussten wir mit SEEKING RAVEN immer eine Menge Chaos bekämpfen und es war eigentlich nie möglich, mal einen Plan stringent zu verfolgen. Ich bin also extrem erleichtert und froh, dass wir jetzt mit dem neuen Lineup, einem neuen Management und ganz konkreten Plänen ein festes Fundament haben, um 2017 richtig durchzustarten. Es läuft jetzt alles viel gezielter und organisierter ab und das dritte Album wird definitiv nicht so lange auf sich warten lassen.

Wann kam Dir die Idee zu einem Konzept?

Falls du die allgemeine Idee meinst, ein Konzeptalbum zu schreiben, dann kommt die einfach daher, dass ich den Gedanken eines zusammenhängenden Albums, das eine Geschichte erzählt, eine Art konsistente Welt darstellt, immer faszinierend fand. Ich habe auch immer in diese Richtung Songs geschrieben, das Debüt ´Lonely Art´ war dadurch, dass es kein wirkliches Konzeptalbum war, eher eine Ausnahme. Und mit ´The Ending Collage´ bin ich dann wieder zu dieser Art des Schreibens zurückgekehrt.

Vermeidest Du daher die üblichen Songaufbauten mit Strophe/Refrain etc. oder entstanden diese aufgrund des Konzepts?

Also das ist ehrlich gesagt eher Zufall. Es kommt beim Schreiben auf den jeweiligen Song an, er bestimmt wie der Aufbau gerade passt, das entsteht ganz natürlich. Und es gibt auf dem Album ja auch durchaus Songs, die eine relativ konventionelle Struktur haben, wie z.B. ´Summer Days´ oder ´I The Raven´.

Mittlerweile konntest Du ja weitere Bandmitglieder gewinnen. Dient dies nur den Live-Auftritten oder hast Du vor, eine echte Bandkonstellation wachsen zu lassen?

Wir sind wie gesagt eine feste Band und das war auch schon mit dem alten Lineup so. Die kurze Phase, in der ich SEEKING RAVEN für ca. ein paar Monate solo am Laufen gehalten habe, hat natürlich viele Leute veranlasst zu glauben, dass das Projekt ein komplettes Solo-Projekt mit wechselnden Live-Musikern wird. So hatte ich mir das auch in dieser Phase kurz selbst vorgestellt. Mir ist aber relativ schnell klargeworden, dass ich einfach dieses tolle Gefühl einer richtigen Band nicht missen will. Wir sind jetzt als festes Trio unterwegs und werden uns zum Jahreswechsel nach einem weiteren Gitarristen umschauen um uns dann als Quartett zu etablieren. Wir haben dieses Jahr die ursprünglich geplante, durchgehende Tour ersetzt durch mehrere Gigs und Show-Features über zwei Monate hinweg mit jeweils einigen Tagen Pause dazwischen, damit wir uns in der neuen Besetzung erst mal in Ruhe persönlich und musikalisch kennenlernen können. So funktioniert das momentan wirklich hervorragend und nächstes Jahr können wir dann zusammen richtig in die Vollen gehen, ich freu mich schon tierisch darauf!

Können daher Deine Fans in naher Zukunft umfangreiche Konzertauftritte erwarten?

Genau, auch wenn es diese natürlich auch jetzt schon gibt 😉

Wir spielen momentan noch unsere Promo-Tour zu Ende, übermorgen spielen wir im österreichischen Linz, und danach noch ein paar Shows hier in Deutschland und in den Niederlanden. Bis Februar 2017 halten wir dann den Ball etwas flacher um langsam das neue Album in Angriff zu nehmen und spielen nach momentanem Stand nur noch zwei Shows, im Wuppertaler „Underground“ und in luxemburgischen Differdange. Und wenn alles klappt, touren wir dann mit dem dritten Album umfangreich und wieder am Stück, aber das ist natürlich alles noch nicht wirklich spruchreif. Es steht jedenfalls eine Menge an, seid gespannt!

Wir freuen uns, danke!

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