Redebedarf

SACRED STEEL

Interview mit Kai Schindelar


 

 

SACRED STEEL feiern ihre 20jährige Karriere mit dem Release des neuesten Albums. ´Heavy Metal Sacrifice´ erscheint im Oktober und wird bestimmt keinen Metaller enttäuschen.

Wir haben vorab einen kleinen Plausch mit Bassist Kai Schindelar gehabt und dabei gleich die Gelegenheit genutzt, über sein anderes Betätigungsfeld LANFEAR einige Worte zu verlieren.


Hallo Kai, 
Anfang Juli erschien das neue Album von LANFEAR. Wie sind die bisherigen Reaktionen?

Hi Michael! Die Reaktionen sind bisher durchweg positiv, und das vollkommen zurecht! Aber das ist ja bei LANFEAR nicht zum ersten Mal der Fall. Zumindest die Presse scheint uns ja zu mögen.

Worin siehst Du die Unterschiede zum vier Jahre alten Vorgänger?

Die Songs wirken meiner bescheidenen Meinung nach wesentlich ausgereifter und weniger komplex als das ´This Harmonic Consonance´-Material. Außerdem kommt mir das ganze Album etwas härter, jedoch auch melodischer vor. Und vom Sound her haben wir uns auch nochmals verbessert. Wenn ich das alles zusammenzähle, dann haben wir eine schweinegeile Platte fabriziert!

Yes. Aber Hand aufs Herz, Ulle (Markus Ullrich, Gitarrist und Mastermind der Band) sagt immer, dass LANFEAR keinen Prog Metal spielen, was spielt Ihr dann?

Ha, ich werde mich hüten, unserem Silberrücken zu widersprechen! Nein, Spaß beiseite: Ich finde auch nicht, das wir Prog machen.

Was bedeutet Prog eigentlich? Früher stand es mal für seinen Wortlaut, in etwa für fortschrittliche, fortgeschrittene Musik. Auf einmal stand es für totales Gefrickel und Selbstdarstellung. Heutzutage wird ja schon fast alles, was mal was anderes wie einen 4/4-Takt verwendet als Prog bezeichnet. Ich glaube, es kommt daher, dass sich die Leute früher wesentlich mehr mit der Musik auseinandergesetzt haben, sei es im Plattenladen beim Reinhören oder nach dem erfolgreichen Erwerb zuhause mit dem Textblatt in der Hand. Heute ist Musik ein Konsumgut geworden, in das jeder zuhause nach Lust und Laune mal reinhören kann. Und wenn’s einem nach dem ersten Durchlauf nicht reingeht, sagt man entweder „das ist scheiße“ oder „das ist mir zum progressiv“.

Ich glaube nicht, dass unsere Musik „progressiver“ ist, als jene, die HADES oder TOXIK in den 80ern gemacht haben, und niemand wäre auf die Idee gekommen, diese Bands als progressiv zu bezeichnen! Um die Frage endgültig zu beantworten: Für mich machen wir anspruchsvollen Powermetal. Aber wenn alle Welt sagt, wir wären Progressiv, mein Gott, dann sind wir’s halt!!!

Sachen wie HADES und TOXIK liefen immerhin als Bands mit einem komplizierten, aber anspruchsvollen Stil, die Kategorie „Progressiv“ war für eine Band wie QUEENSRYCHE ebenso von Beginn an unsinnig.

Aber kommen wir zu SACRED STEEL. Nun liegt mir sogar bereits das neueste Werk Deiner anderen Band vor. Und die Songtitel sind tatsächlich voller Anspielungen, so wie es Gerrit bereits bei uns vor fast zwei Jahren angekündigt hatte. Wieso mussten es diesmal Songtitel wie `Let There Be Steel´ sein?

Weil es einfach mal wieder Zeit dafür wurde! Ich finde es ein wenig erstaunlich, dass wir danach gefragt werden, heutzutage gibt es Bands, die haben wesentlich lustigere Namen als wir Songtitel! Also wenn ich solche Dinge wie „August Burns Red“, „Bring Me The Horizon“, „Asking Alexandria“ oder „Mgla“ höre, dann sind unsere Songtitel doch reine Poesie! Wobei ich mich hier ausschließlich auf die Bandnamen beziehe, da ich die Musik der besagten Kapellen nicht kenne.

Wir hatten einfach mal wieder Bock, das Ganze so wie früher aufzuziehen, haben uns im Proberaum verbarrikadiert und geschaut, was dabei rauskommt. Und jetzt liegt das Ergebnis vor, welches ich rattengeil finde.

Schwingt Ihr Euch also zu den Rettern des „Wahren Stahls“ empor oder nehmt Ihr Euch heutzutage einfach alles heraus und macht nur noch was Euch gefällt?

Wir machen schon seit geraumer Zeit was uns gefällt! Wir sind in einem Alter, in dem wir niemandem mehr was beweisen müssen, geschweige denn, uns irgendwas oder irgendjemanden anpassen müssen. Dies gilt übrigens für beide Bands. Aber wenn jemand von uns gerettet werden will, nehmen wir ihn gerne unter unsere Fittiche (oder mit auf die nächste Party) …

Ich habe bisher in keinen Song reingehört, hoffe aber erneut auf großartiges Liedgut. Und dann noch solche Songtitel. Wer solche Songtitel abliefert, muss wirklich Großes im Sinne haben, ansonsten verkommt Ihr zur Parodie. Besteht da eine Gefahr?

Nein, diese Gefahr sehe ich nicht. Wir sind halt einfach wieder ein bisschen mehr ‚back to the roots‘ gegangen. Wie bereits vorhin erwähnt, sind die Songs eher spontan unter Zuhilfenahme einiger Getränke entstanden, genauso wie die Band das schon vor 20 Jahren gemacht hat. Und musikalisch gehen sie zumindest teilweise auch eher wieder in diese Richtung.

Siehst Du andere Bands, die im Laufe ihrer Karriere heutzutage zur Parodie verkommen sind?

Klar, ich werde mich jedoch hüten, hier über irgendjemanden herzuziehen. Aber zumindest eine Parodie ihrer selbst kennt ja jeder: die hat in der ersten Hälfte der 80er Jahre vier großartige Platten veröffentlicht, um sich danach nur noch selbst zu covern, und sich selbst lächerlich gemacht! Das kann uns nicht passieren, dazu sind die neuen Songs zu stark!

Wie lange gibst Du dem echten Metal noch, wenn Bands wie IRON MAIDEN abtreten, denn niemand scheint ihnen nachzufolgen?

Das hängt ja immer davon ab, wie man ‚echten‘ Metal definiert. Das was wir, also Du und ich darunter verstehen, ist für die nächste Generation Altherrenmucke! Und die alten Herren müssen halt mal abtreten, das ist nun mal der Lauf der Dinge. Jetzt kommt eine neue Generation, die Ihre eigenen musikalischen Ideen umsetzen will, und keine Kopie Ihrer Onkel und Väter sein will. Das ist ja auch völlig legitim, nur muss es mir nicht gefallen. Ich denke, dass es meine Vorstellung von ‚echtem‘ Metal immer geben wird. Gut möglich, dass er in Zukunft ein Nischendasein führt, aber es wird immer Bands geben, die genau die Mucke machen, die mir gefällt, und auf die freue ich mich!

Was sind Deine persönlichen Gefühle zum neuen Album ´Heavy Metal Sacrifice´?

Ich finde, wir haben eine saugute Platte gemacht, die Live brutal viel Spaß machen wird. Uns auf jeden Fall, hoffentlich auch unseren Zuschauern!

Hat sich bei Dir etwas zum Vorgänger ´The Bloodshed Summoning´ verändert?

Wie bereits erwähnt sind wir wieder ein paar Schritte zurückgegangen. Die Songs sind wieder eingängiger und effektiver geworden, manchmal auch mit einem Augenzwinkern versehen. Wir haben den bereits erwähnten ‚echten‘ Metal wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt. Also dahin, wo er hingehört.

Inwieweit warst Du in das Songwriting mit eingebunden?

Hauptsächlich kommt das Songwriting von unseren beiden Gitarristen, Jonas und Jens. Durch diese ‚im Proberaum einschließen‘-Geschichte haben wir jedoch alle an den Songs herumgedoktert. Solange, bis keiner mehr was zum Meckern gehabt hat. Jeder hatte mal diesen Vorschlag oder jene Verbesserung einzubringen. Insofern kann man von ‚Heavy Metal Sacrifice‘ behaupten, dass es ein Produkt der gesamten Band ist.

Noch sechs Wochen bis zum Release-Date. Gibt es noch irgendwelche Vorbereitungen, steigt eine Release-Party?

Selbstverständlich. Wir sind fleißig am Proben, damit die Release-Show auch richtig schön fett wird.

Diese steigt am 15.10.2016 im Scala in Ludwigsburg, auch wieder so ein bisschen ‚back to the roots‘. SACRED STEEL hatte im Scala vor längerer Zeit schon geniale Shows. Und für unsere Release-Show haben wir mit TANKARD, STALLION, SEPTAGON und einem Reunion-Gig von TRAGEDY DIVINE mal richtig coole Freunde dabei, die uns bei einem hoffentlich großartigen Fest unterstützen.

See you there!

 

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Pics: Band / Hugin und Munin Fotografie