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THE BEAUTY OF GEMINA – Minor Sun

~ 2016 (TBOG Music/Alive) – Stil: Dark Alternative ~


Auch das neue Album von Sänger, Songwriter und Mastermind Michael Sele sollte die dunkle Gefolgschaft von THE BEAUTY OF GEMINA erfreuen. Wie zuletzt dient die Elektronik mit einer songdienlichen Programmierung eher der musikalischen Verzierung. Weit mehr erfreut derweil ein echtes Cello zur Unterstützung der dunklen und zumeist melancholischen Atmosphäre, so dass sich der Gothic Rock von THE BEAUTY OF GEMINA gerne mit Alternative- und Folkeinflüssen umgibt. Denn der Meister aller Instrumentierung – dieses Mal fast durchgehend von Andi Zuber und Mac Vinzens unterstützt – ergießt sich kompositorisch in den Songs dieses schmucken, langen Werkes in all seiner Traurigkeit.

Besonders entzücken dabei der treibende, von einer warmen Hammondorgel begleitete Tanzflächen-Rocker ‚End‘, das schaurige, elektronisch angetriebene ‚Endless Time To See‘ und das im Sinne des Post-Punk zwirbelnd-rockige ‚Close To The Fire‘. Selbst wenn die Beats aus der Trägheit herauseilen oder die Gitarren in Bono-Manier vibrieren, will Michael Sele nicht zum neuen Johnny Cash werden, obwohl gerade die Coverversion von ‚Crossroads‘, geschrieben von Saylor White und erstmals von Calvin Russell 1991 veröffentlicht, hierfür wunderbar geeignet wäre. Womöglich erhofft sich die Band mit ‚Wednesday Radio‘ einen Airplay-Gassenhauer, während ‚Wonders‘ den Hörer durch psychedelische Eisblumen erfreuen und der ‚Winter Song‘ die Kälte, Klarheit und Schönheit des schicken Cover-Artworks vertonen lässt – schmachtend an ‚Minor Sun‘, einer dunklen Schönheit in Weiß.

(7,5 Punkte)