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ANDREA SCHROEDER – Void

~ 2016 (Glitterhouse Records / Indigo) – Stil: Alternative Bluesrock ~


Die schönste und zugleich bedrückendste Stimme der letzten Jahre, sofern sich jemand mit dieser Musik nachts bei aller Finsternis alleine auf die Straßen traut, ist mit ihrem dritten Album zurückgekehrt, um einige erhellende und aufblitzende Funken in der Dunkelheit zurückzulassen. Die Berlinerin Andrea Schroeder hat dabei abermals überwiegend mit ihrem langjährigen musikalischen partner-in-crime, dem Dänen Jesper Lehmkuhl, ihre Lieder komponiert und mit weiteren Gefährten wie Dave Allen, Catherine Graindorge, Mike Strauss sowie Maurizio Vitale in Berlin von Victor Van Vugt (Nick Cave, Sonic Youth, The Walkabouts, P.J. Harvey, Einstürzende Neubauten) aufnehmen und mixen lassen. Produziert von Schroeder und Lehmkuhl in Berlin sowie Ulf Ivarsson (Thåström, Sivert Höyem) in Stockholm, ist ´Void´ erneut ein äußerst erstaunliches Werk geworden.

In der Vergangenheit gerne mit Nick Cave, Lou Reed oder besser Marlene Dietrich, Patti Smith sowie Nico verglichen, trägt Schroeder auch diesmal chansonesk ihre Balladen der Finsternis in aller Schärfe vor. Sei es in folkrockiger Manier oder in feurig schwarzem Americana (´Void´), sogleich lässt Andrea Schroeder, wenn auch nur kurz, die Stimmung auflockern, bevor diese unbarmherzig immer bedrohlicher anschwillt (´Burden´). Handclaps und footstamps erklingen deshalb nur in aller Schwere und Schwermut mit. Die vollkommene Bedrohung, mit Violinen gespickt, stellt sich dem Hörer erst danach richtig entgegen (´My Skin Is Like Fire´), die Explosion, der Ausbruch aller Gefühle und Emotionen steht umgehend bevor (´Kingdom´). Hört sich so die Maschinerie der Hölle an, die Geißelung alles Bösen? Die Brut scheint zumindest in vollem Saft zu schmoren. Nach solch einer Eruption lässt sich nur noch gemächlich voranschreiten, die Stille becircend (´Little Girl´). Immerhin kriecht die Atmosphäre weiter durch den Höllenschlund, als möchte Tori Amos die weiß-schwarzen Tasten malträtieren (´Creatures´). Wer sollten denn dort keine Angst bekommen (´Was Poe Afraid´)? Spätestens bei der angsterfüllten, an den Nerven zerrenden Heimkehr (`Drive Me Home´). Allein ein kleiner Schimmer Hoffnung bleibt, wenn sich der letzte Song nochmals aufbäumt und ausklingt (´Endless Sea´). Wenigstens ein kleiner. – So lässt sich in Andrea Schroeders ´Void´ ein Königreich finden, nicht nur für einen Sommer, nicht nur für eine Nacht.

(8,5 Punkte)

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