JahresrückblickeMeilensteine

The Best is yet to come? Not.

Halbjahresbilanz 2016


Die Tage werden bereits wieder kürzer, die Sommersonnenwende hat den Schwenk Richtung Jahresende eingeläutet. Dennoch sind erst die ersten sechs Monate verflogen und haben dabei allerlei schönes Liedgut aus den unterschiedlichsten musikalischen Bereichen ans Tageslicht befördert. Um Euch einen kleinen Überblick über die schönsten Scheiben der ersten Jahreshälfte zu gewähren, präsentieren wir Euch heute zwölf Bands mit ihren erlesenen Songzusammenstellungen – alles auf einen Blick – bitte sehr:

FLOTSAM & JETSAM – Same

(von Jürgen Tschamler)

Als FLOTSAM & JETSAM-Fan hatte man es ein paar Jahre lang nicht wirklich leicht. Aber die Herren aus Arizona haben gelernt, was der Fan hören möchte und sich auf ihrem zwölften Album auf ihre elementaren Stärken, klassischen Faktoren und ihre Vorbildfunktion besonnen.

Ihr selbstbetiteltes Album gehört 2016 zu den stärksten Alben des Thrash-Genres. Es verbindet die klassischen Elemente mit den selbstbewussten Stärken einer Band, die auf den Pfad der Metaltugend zurückgefunden hat. Obwohl die aktuellen Thrash-Veröffentlichungen von u.a. DESTRUCTION, DEATH ANGEL, NERVOSA und Co. alle vorbildliche Granaten darstellen, haben FLOTSAM & JETSAM das beeindruckendste Album geliefert. Vielleicht weil niemand mit solch einem Hammer, solch einer Rückbesinnung  gerechnet hatte?

Egal, Ihr zwölftes Album gehört ganz klar zu den Top 3 ihrer eigenen Diskografie und das will in einem starken Umfeld wie dem ersten Halbjahr 2016 was heißen. 

Diskografie:

1986 Doomsday For The Deceiver
1988 No Place For Disgrace
1990 When The Storm Comes Down
1992 Cuatro
1995 Drift
1997 High
1999 Unnatural Selection
2001 My God
2005 Dreams Of Death
2010 The Cold
2012 Ugly Noise
2014 No Place For Disgrace 2014
2016 Flotsam And Jetsam

 

 

STONE MAGNUM – Holy Blessings To None

(von Michael Haifl)

Wenn es eine Metal-Band heutzutage versteht, aus der schwarzen Sabbath´schen Ursuppe den wahren Stahl zu schmieden, dann müssen die Amerikaner STONE MAGNUM genannt werden.

Mit ihrem Drittwerk legen sie einfach mal kurzerhand die gesamte Konkurrenz flach, lassen ihren Stoner-Doom zurück und versuchen, sich Zutritt zu den Heiligen Hallen des Power Metals zu verschaffen. Wer sollte es ihnen verwehren? Niemand, also, kniet nieder und gönnt Euch den Epic Doom, den Power Doom des Jahres 2016.

Diskografie:

2012 Stone Magnum
2013 From Time … To Eternity
2016 Holy Blessings To None

 

 

 

VEKTOR – Terminal Redux

(von Ludwig Krammer)

ARTILLERY, SEPTAGON, DEATH ANGEL, FLOTSAM & JETSAM… – ja, das Thrash-Jahr 2016 hat sich mehr als passabel angelassen. Die Ausnahmescheibe stammt indes von VEKTOR, die mit ihrem dritten Album so ziemlich alles alt aussehen lassen, was in den letzten Jahren im harten, technischen Sektor erschienen ist. Das Quartett aus Philadelphia verbindet auf ´Terminal Redux´ das kalte Feuer der späten DEATH/ATHEIST mit der kompositorischen Brillanz von BARONESS. Im Vorbeifliegen zerren VEKTOR dazu noch die Großmeister YES und RUSH mit ins Raumschiff, was dem 73-minütigen Trip durchs Asteroidenfeld die nötigen Ruhepausen verschafft. Faszinierend!

Diskografie:

2009 Black Future
2011 Outer Isolation
2016 Terminal Redux

 

 

 

STRIKER – Stand In The Fire

(von Jürgen Tschamler)

In den Reihen der „Jungen Wilden“ macht sich Ernüchterung breit. Die Spreu trennt sich vom Weizen. Die kanadischen STRIKER liefern mit ihrem vierten Album zugleich ihr vielseitigstes ab und gehen dabei nicht einmal das Risiko ein, ihre Roots zu verleugnen. Im Gegenteil, den über drei Alben geprägten Stil, also speedigen, leicht thrashigen Sound mit hoher Melodiedichte hat man noch einmal aufgewertet, indem man sich etwas geöffnet und die Grenzen des akzeptablen ausgelotet hat. Erstklassige Melodien gehen mit feurigen Gitarrenduellen Hand in Hand. Dazu der unverwechselbare Gesang von Dan Claery, der das Gesamtbild STRIKER imposant vervollständigt und klar macht, dass die musikalischen Grenzen zwar eng gesetzt sind, aber es Möglichkeiten gibt, sich immer wieder neu zu erfinden.

STRIKER ist ein weiteres Album gelungen, das das Genre des Speed Metal bereichert und zeigt, Stillstand ist Tod. ´Stand In The Fire´ ist 2016 das bisher überzeugendste speedige Heavy Metal Album und das muss man erst einmal überbieten.

Diskografie:

2010 Eyes In The Night
2012 Armed To The Teeth
2014 City Of Gold
2016 Stand In The Fire

 

 

 

MAYFAIR – My Ghosts Inside

(von Michael Haifl)

Das zweite Album nach dem Comeback von Austrias Vorzeige-Band MAYFAIR, nennt sie Avantgardisten, nennt sie wahre Proggies, schlug im Underground fast wie damals ihr Debüt bombenmäßig ein und verschaffte ihnen endlich die verdienten Auftritte im deutschsprachigen Raum, nicht nur aufgrund des einen magischen Songs ´Boom´.

Überall werden sie geliebt, konnten sogar die Hellenen beim legendären ´Up The Hammers XI´-Festival restlos begeistern. Mit einer gesanglichen Vielfalt und unerwarteten Härte, mit magischen Gitarrengriffen und einem knackigen Boom-Break-Boom-Rhythmus-Reichtum kehrt das Album die Seele des Quartetts von innen nach außen … Und Ihr dürft dabei sein!

Diskografie:

1993 Behind …
1995 Die Flucht
1998 Fastest Trip To Cyber-town
2013 Schlage mein Herz, schlage …
2016 My Ghosts Inside

 

 

 

DESERT MOUNTAIN TRIBE – Either That Or The Moon

(von Jürgen Tschamler)

Space-/Desert Rock ist ein massiv überstrapaziertes Genre, das durch eine Veröffentlichungsschwemme in immer mehr Mittelmäßigkeit verfällt. Nur noch wenige Bands wissen beeindruckende Alben mit einem intensiven Eigenleben aufzunehmen. So geschehen bei `Either That Or The Moon`, dem Debut des deutsch-britischen Trios DESERT MOUNTAIN TRIBE.

Ein Album, das sich genussvoll zwischen Space/Desert- und Psychedelic-Rock suhlt, mit unfassbar großen Melodiebögen glänzt und trotz seines Independent Status` Ohrwürmer bereithält. Auch nach Dutzenden von Durchgängen offenbart das Album einen Reiz, den nur wenige Veröffentlichungen über Monate aufrecht erhalten können. Die musikalische Melange aus 3RD EAR EXPERIENCE, THE GOD MACHINE und der konsequenten Haltung á la TRIBE AFTER TRIBE machen dieses Album zu einer absoluten Ausnahmeerscheinung. Fantastisch!

Diskografie:

2016 Either That Or The Moon

 

 

 

WYTCH HAZEL – Prelude

(von Ludwig Krammer)

JETHRO TULL und WISHBONE ASH haben sich längst unsterblich gemacht, mit den Landsmännern von WYTCH HAZEL aus dem Nordwesten Albions schickt sich nun die vielleicht talentierteste und inspirierteste der jungen Briten-Bands an, die (Underground)-Welt zu erobern. Erhabene Melodien, ein Lied schöner als das andere – kein Wunder, dass das Quartett bereits für das Keep It True 2017 verpflichtet ist. Aus diesem Holz sind künftige Klassiker geschnitzt!

Diskografie:

2016 Prelude

 

 

BENT KNEE – Say So

(von Michael Haifl)

Zwei Jahre nach ´Shiny Eyed Babies´ schaffen BENT KNEE abermals den Spagat zwischen Kunst und ausgefallener Pop-Kultur herzustellen. Ihre unwiderstehliche Mischung aus Pop, Avantgarde, Prog und Rock – mit der unbeschreiblichen Courtney Swain am Mikrofon – lässt auch ´Say So´ als ein Ausnahmewerk in die Annalen eingehen. Selten darf sich der Hörer solch einem andauernden Feuer an Emotionen ausgesetzt fühlen. Die Band aus Boston muss jetzt nur noch auf Welttournee geschickt werden, um diese Erdkugel im Handumdrehen zu erobern. Be prepared!

Diskografie:

2011 Bent Knee
2014 Shiny Eyed Babies
2016 Say So

 

 

 

UNIVERSE 217 – Change

(von Ludwig Krammer)

Avantgarde-Doom at it’s best – die GriechInnen zeigen auf ihrem Drittwerk, dass im langsamen Genre neben SABBATH- und CANDLEMASS-Anbetung noch einiges mehr möglich ist. Dynamik, Dramatik und Druck sind nur drei Facetten des im besten Sinne ungewöhnlichen Sounds, auf den wohl auch ein DEVIN TOWNSEND stolz wäre. Sängerin Tania stößt phasenweise in emotionale Tiefen vor, die seit FEAR OF GOD nicht mehr ausgeleuchtet wurden. Gruselig. Und großartig!

Diskografie:

2007 Universe217
2011 Familiar Places
2013 Never
2016 Change

 

 

 

SEPTAGON – Deadhead Syndicate

(von Michael Haifl)

Schöner lässt sich in diesem Jahrhundert echter Power-Thrash kaum spielen, mit Finesse und Ideenreichtum, mit dem gewissen Maß an einer gern als progressiv bezeichneten Spielweise, die einfach nur Musik mit dem gewissen Pfiff entspricht. Das hat Klasse, das hat Stil. Man muss gar keine großen Namen wie FORBIDDEN, HEATHEN und REALM ins Spiel bringen, wenn die Musik dieser neuen Formation ganz für sich alleine spricht. Klassisch gut.

Diskografie:

2016 Deadhead Syndicate

 

 

 

VARDIS – Red Eye

(von Jürgen Tschamler)

Darf man VARDIS eine kauzige Veröffentlichung unterstellen? Wenn man will ja, aber das würde dem Trio nicht gerecht werden, da es ein Album veröffentlicht hat, das man a) von ihnen so nicht erwarten konnte, b) ein wunderbares Eigenleben entwickelt und c) sich vom Wust der Veröffentlichung durch eine prägnante Eigenständigkeit abhebt.

`Red Eye` ist für mich das Comeback des Jahres. Durch ihre untypische NWoBHM-Spielweise und ihre eigenwillige Attitüde heben sie sich markant von allen „Wanna-bes“ in Sachen NWoBHM ab. `Red Eye“ lebt von starken Songs, einer mächtigen Portion Feeling und bringt den Blues zurück in die NWoBHM. Gerade dieser bluesige Faktor gibt dem Material ein tolles Farbbild, ein Alleinstellungsmerkmal. Ein Album, das Freude macht, das man immer hören kann, das einen entzerrt und das einem nie das Gefühl gibt, hier geht es nur ums Geld, wie bei vielen anderen Reunions.

Ich hoffe, man sieht die Band noch öfters auf deutschen Bühnen, denn Steve Zodiac und Co. haben genau das zu bieten, was viele Bands nicht mehr haben: Feeling und Groove.

Diskografie:

1980 100 MPH – live
1981 The World’s Insane
1982 Quo Vardis
1986 Vigilante
2016 Red Eye

 

 

FATES WARNING – Theories Of Flight

(von Ludwig Krammer)

Was im vergangenen Jahr ARMORED SAINT mit ´Win Hands Down´ schafften, gelingt dieses Jahr FATES WARNING: der erträumte, aber nicht mehr für möglich gehaltene Anschluss an die Klassiker der hauseigenen Diskographie.

´Theories Of Flight´ ist das stärkste Album, das Matheos/Alder seit ´Parallels´ (1991) veröffentlicht haben. Streng genommen müsste dieses Wunderwerk allerdings zur zweiten Jahreshälfte gerechnet werden, da es erst am 1. Juli erscheint. Doch für FATES WARNING hebeln wir hier einfach mal die Zeit aus. Alleine für ´The Light And Shade Of Things´ möchte man die Herren drücken und nicht mehr loslassen. Besser geht’s nicht.

Diskografie:

1984 Night On Bröcken
1985 The Spectre Within
1986 Awaken The Guardian
1988 No Exit
1989 Perfect Symmetry
1991 Parallels
1994 Inside Out
1997 A Pleasant Shade Of Gray
2000 Disconnected
2004 Fates Warning X
2013 Darkness In A Different Light
2016 Theories Of Flight

 

 

Unbedingt erwähnenswert und keinesfalls zu vernachlässigen sind auch:

ARTILLERY – Penalty By Perception

GOJIRA – Magma

HIGH FIGHTER – Scars & Crosses

HYPNO5E – Shores Of The Abstract Line

LA CHINGA – Freewheelin´

MOTORPSYCHO – Here Be Monsters

PSYCHOPRISM – Creation

SPELL – For None And All

STONERIDER – Hologram

WITCHCRAFT – Nucleus

WOLFMOTHER – Victorious

Besser geht es nicht? Vielleicht hat es das zweite Halbjahr gegenüber den bereits im ersten halben Jahr erschienenen Alben diesmal besonders schwer. Dennoch, auch die zweite Jahreshälfte dürfte noch ein paar Überraschungen beherbergen. Wir behalten diese für Euch im Auge. Versprochen!