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THE INSPECTOR CLUZO – Rockfarmers

~ 2016 (Fuckthebassplayer Records) – Stil: Rock ~


Mit dem fünften Album auf dem Weg in den Rock-Olymp. Dies mag zumindest das Ziel der Franzosen THE INSPECTOR CLUZO gewesen sein. Anders ist das mit ´Rockfarmers´ betitelte opulente neue Werk des Duos Mathieu ‚Phil‘ Jourdain und Laurent ‚Malcom‘ Lacrouts nicht erklärbar.

Als die Indie-Abräumer THE WHITE STRIPES längst Geschichte waren, schlug die Stunde von THE INSPECTOR CLUZO. Denn seit 2008 musiziert das Duo äußerst erfolgreich in seinem Heimatland nur mit Schlagzeug, Gitarre und Gesang, der Position des Bass-Spielers wurde uncharmant ein kurzes Fuck-You entgegen gebracht und diese als unnütz angesehen. Nur ihr eigenes Plattenlabel trägt noch den Namen dieser schicksalshaften Entscheidung. Anders als die THE BLACK KEYS lassen THE INSPECTOR CLUZO den Soul und den Rock richtig krachen. Jedoch ähnlich wie THE WHITE STRIPES, die im Laufe der Jahre immer mehr ihre LED ZEPPELIN-Nähe zum Vorschein kommen ließen, schimmert dieser musikalische Verbund ebenso bei den Franzosen herzerfrischend durch.

Obendrein zeigen sie sich trotz ihrer Do-it-yourself-Arbeitsweise weltoffen und singen keineswegs in ihrer Heimatsprache. Mit oft hohem Gesang bringt Laurent Lacrouts dabei seinen Lead-Beitrag begnadet dar. Er singt, er schreit, die Stimme jauchzt und jubiliert. Ganz selten in tiefen Tönen der Ikone Johnny Cash folgend (´The Run´), einmal sogar fast wie unter Helium-Einfluss (´Kiss Me´), dennoch fortwährend wohlklingend und hochemotional. Die instrumentale Seite des Duos ist ebenfalls fantastisch, ein blindes Verständnis lässt regelrechtes Jam-Feeling aufkommen, so dass Freunde von LED ZEPPELIN, oder heutzutage WOLFMOTHER, ausufernde Instrumental-Fahrten in rauen Mengen finden sollten. Die Ähnlichkeiten zu den WHITE STRIPES halten sich in Grenzen, während zu Beginn hingegen gar die amerikanischen Alternative-Rocker EELS kurz um die Ecke schauen (´I´m A Japanese Mountain´). Wenn THE INSPECTOR CLUZO dann richtig in Fahrt geraten, wenden sie sich natürlich u. a. auch kritisch den heutigen Düngemethoden in der Landwirtschaft zu (´GMO & Pesticides´). Dies gelingt ihnen aber weitaus besser als Gottvater Neil Young auf seinem letzten Werk ´The Monsanto Years´.

Dass die beiden Herren derart bodenständig sind und seit 2013 zusammen einen Bauernhof in Eyres-Moncube betreiben, inklusive dem Verkauf ihrer Produkte wie Gänsestopfleber und Entenconfit, sei nur am Rande erwähnt und soll keineswegs ein gewisses Hippietum verklären. Denn einzig ihre Musik zählt und diese ist live sowie klassisch analog aufgenommen. Mehr braucht der Hörer nicht, um die Musik und ihre Töne mit dem Herzen und der Seele aufzunehmen. Den Mix des Albums hat zudem niemand geringerer als Vance Powell (Jack White, THE RACONTEURS) in Nashville erledigt, so dass am Ton keinesfalls irgendetwas aussetzen ist. Am optischen Werk – am schönsten natürlich in der Hardcover-Buch-Version mit zwei Silberlingen sowie Bildern, Comics und vielem mehr sowie einer Dokumentations-DVD – natürlich erst recht nichts. Vollkommen großartig.

(8,5 Punkte)

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