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HYPNOS – Cold Winds

~ 2016 (Crusher Records) – Stil: Heavy Action Boogie Rock ~


Ihr selbstbetiteltes Albumdebüt gehörte zu den Underground-Höhepunkten des Jahres 2014, beim „Metal Assault“ Ende Januar zeigten HYPNOS, dass sie auch auf der Bühne zum besten gehören, was die Retro-Metal-Szene aktuell hergibt. Ein Status, den das schwedische Quintett um Sänger/Querflötist Philip Lindgren mit dem zweiten Langeisen ‚Cold Winds‘ weiter ausbauen dürfte. Der größtenteils live im Studio eingespielte Achttracker ist als Gesamtpakt zwar eine Prise härter und weniger direkt ausgefallen als der Vorgänger, einige Songs wie der maideneske Midtempo-Eröffner ‚Start The Hunt‘ zünden erst beim zweiten oder dritten Hören – trotzdem wird die Scheibe auch als Partybeschleuniger ihre Wirkung nicht verfehlen. ‚I’m On The Run‘, die erste Single, ist ein grandioser Abgeher in bester ‚The Boys Are Back In Town‘-Manier, ‚Descending Sun‘ wird mit seinem Achtziger-SCORPIONS-Refrain garantiert zum Live-Killer avancieren. Beim Titelsong spielen HYPNOS siegessicher ihre Boogie-Karte. Wer (idealerweise mit der Liebsten im Arm) gerne zu alten STATUS QUO wippt, wird hier aus dem Grinsen nicht mehr herauskommen.

Die Reife der Band zeigt sich am deutlichsten in der auf Schwedisch gesungenen Ballade ‚Det Kommer En Dag‘ und dem vorangehenden ‚The Captive‘, einem duftendem Vollbad von Song, der in seiner Dynamik und flötengestreichelten Vielschichtigkeit an das Debüt-Überstück ‚Hands Of Evil‘ erinnert. Nicht zu vergessen das abschließende ‚1800‘: Eine Twingitarren-Melodie zum Umarmen und ein orgiastisches Jam-Finale, das einen schon beim bloßen Hören ins Schwitzen bringt.

Genug geschwärmt? Na gut. Zwei Sätze hab ich noch: HYPNOS sind und bleiben die führenden Vertreter ihrer Zunft. Die Zweitwerke von BLACK TRIP und DEAD LORD müssen sich bei aller Klasse mit Silber und Bronze begnügen.

(8,5 Punkte)