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ORDER OF THE LIVING – Heartwards

2016 (Luova Records) – Stil: Kammer Rock / Art Pop


Die Sonne strahlt, der Himmel ist zart grau-blau bemalt. Zeit, um einen Tee aufzusetzen. Atropa Belladonna – und dennoch keine harten Sounds von jenseits des Atlantiks. Die Bella Donna, die schöne Frau, schenkt uns ein paar schöne Beeren, die als Tee gekocht, herrliche Zustände beschwören. Nur die hübschen Frauen, die mit den schönen Augen, nahmen den Saft der Beere bereits vor Jahrhunderten und träufelten ihn ins Auge, um die lieblichen Pupillen zu vergrößern. Schöne Damen also, mit schönen Augen. Wem dies unangenehm erscheint, der soll die Dosierung mindern, denn Raserei wollen wir selbstverständlich ausschließen. Anderes erst recht. Ganz besinnlich soll die Atmosphäre sein. Lasst uns chillen. Lasst uns sinnieren. Lasst uns ORDER OF THE LIVING hören, eine aus Jyväskylä in Finnland stammende Band um Mastermind Jari-Matti Nurminen. Musik aus der Schwerelosigkeit. Musik zur Abkehr von Raum und Zeit. Musik zum Hören und Entdecken. Zum Dabeibleiben. Ohne Wiederholungen. Ohne Ausbrüche. Ohne Boshaftigkeit.

So fliegt sie dahin, die Musik, fliegt über die Wiesen und Felder, tagsüber und durch die Nacht. Erblickt des Öfteren GENTLE GIANT am Rande des Geschehens, aber auch Canterbury-Klänge strömen herüber. Die Zeit scheint still zu stehen, die Isolation und Abgeschiedenheit ihr nicht ganz fremd. Call it Kammer. Kurze Momente lassen an den kanadischen Meister Owen Pallet denken. Etwas sinfonisch und gleichzeitig so zart. Call it Rock. Federleicht. Doch dann durchströmen wieder psychedelische Wolken das Bild und Entrücktheit macht sich breit. Call it Prog. Sanfte Klänge blubbern und durchfahren die Szenerie. Wonnig warm. Erst wenn der achtköpfige Männerchor mit geschwellter Brust in großer Bestimmtheit seine Meinung kund tut, bleibt die Besinnlichkeit zurück. Call it ORDER OF THE LIVING, Bella.

Call it music. Everything else.

(7 Punkte)

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