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REDEMPTION – The Art Of Loss

~ 2016 (Metal Blade Records) – Stil: Metal ~


Nick van Dyk legt fünf Jahre nach ´This Mortal Coil´ endlich wieder ein neues REDEMPTION-Album vor. Natürlich singt weiterhin Ray Alder (FATES WARNING), doch Gitarrist Bernie Versailles (AGENT STEEL) pausiert leider weiterhin krankheitsbedingt. Gleichwohl konnte Gitarrist/Keyboarder Nick van Dyk weitere Gitarristen zur Aushilfe gewinnen. Und die Namen Chris Poland, Marty Friedman, Chris Broderick und Simone Mularoni sollten dem Kenner auf der Zunge zergehen.

Einer der Höhepunkte ist auf Seiten der gesanglichen Komponente jedoch der Auftritt von Gastsänger John Bush (ARMORED SAINT). Gemeinsam mit Ray Alder zelebriert er den Clash der Gesangstitanen mit der Intonierung des THE WHO-Klassikers ´Love Reign o’er Me´. Allein für Bushs Gesangsleistung, darf der Hörer gerne niederknien. Die limitierte Ausgabe des Werkes enthält obendrein eine weitere Coverversion namens ´Say Something´ von A GREAT BIG WORLD, die Ray Alder gemeinsam mit van Dyks Tochter Parker singt.

Musikalisch bekommt der Hörer hingegen erneut melancholischen Metal in technischer Perfektion geliefert, dessen Brillanz zumeist die unaufhaltsame Steigerungsfähigkeit, sei es gesanglich oder instrumental, war und ist. Diesmal natürlich mit einer unfassbaren Gitarrenvarianz inbegriffen. Chris Polands Anwesenheit reicht anscheinend bereits, um Magie zu verbreiten. Besonders hervorzuheben ist ´That Golden Light´ mit seiner Zucker-Hookline. Entweder endlos in Repeat-Funktion laufen lassen oder fortwährend „Play it again, Siri“ hauchen. Aber ´Thirty Silver´ kann ebenfalls diese Momente bieten, bei denen das Herz innehält, die Zeit stehen zu bleiben scheint und himmlische Töne die Seele massieren. Zu Beginn von ´Hope Dies Last´ entsteht dann dieser berüchtigte sanfte und emotionsgeladene Ray Alder-Gänsehautmoment, bis der Song mit versteckten jazzigen Einlagen musikalisch zu hyperventilieren scheint, um in einem dramatischen, orchestralen Schlussakt auszuklingen. Zudem gibt es Gitarrenmelodien zum Mitsingen (´The Art Of Loss´) oder Mitshreddern (´The Center Of The Fire´). Als Höhepunkt für den Prog Metal- und Longtrack-Fetischisten gereicht das finale ´At Day’s End´. Auf über zweiundzwanzig Minuten kann sich die Gitarrenarmada austoben und sich Nick van Dyk dennoch zwischendurch einige knappe sowie interessante Keyboard-Klänge und -Collagen leisten. Eine kurze Klaviereinlage gemahnt zwar sehr an ´Lavender´ (MARILLION), aber Band und Ray Alder blasen umgehend zum dramaturgischen Gipfel, der anschließend trotz Höhenluft eine gewisse Schwermut hinterlässt.

Sogar von lyrischer Seite her betrachtet, befindet sich das Album mit seinem losen Konzept auf der Höhe der Zeit. Denn als Hauptthema schwebt über diesem Werk der Aspekt, dass Liebe viel wichtiger als Angst ist, Liebe muss jede Angst überwinden. `The Art Of Loss´ darf also ohne Zweifel zu den markantesten und besten Veröffentlichungen von REDEMPTION gezählt werden.

(8,5 Punkte)

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