PlattenkritikenPressfrisch

PROFUSION – Phersu

~ 2015 (Progressive Promotion Records) – Stil: Prog Rock/Metal ~


PROFUSION ist eine italienische progressive Band aus Siena, die vor dreizehn Jahren aus der Taufe gehoben wurde und nun ihr drittes Album vorlegt. Zwar setzt sich der Bandname aus den Wörtern „Progressive“ und „Fusion“ zusammen, doch die Gruppe ist mit ihrem neusten Werk dem Prog Metal noch am ehesten zuzuordnen. Dass die Band selber ihren Stil zwischen Fusion, Rock, Metal und Pop einordnet, erfolgte bei letzterem Bestandteil wohl nur aufgrund des Backgrounds von Sänger Luca Latini, der beim letzten Album zur Band stieß und eine Pop/Soul-Vergangenheit vorzuweisen hat, in die die Band aber trotzdem nicht vorstößt.

PROFUSION flüchten obendrein niemals in die progressive Ecke des Melodic Rocks á la ASIA oder auch A.C.T. Vielmehr müsste die Band, würde sich nicht oftmals der Gesang von Luca Latini als nicht dessen Muttersprache herauskristallisieren, dem US amerikanischen Prog zugeordnet werden. Gedanken dürfen dabei gerne in Richtung ENCHANT, MAGELLAN oder gar SHADOW GALLERY ausschweifen, die einen Hauch von ihren italienischen Landsleuten ELDRITCH enthalten. Natürlich schauen an vielen Ecken ebenfalls DREAM THEATER oder die Schweden SEVENTH WONDER um dieselbe. Letztlich lassen sich PROFUSION allein aufgrund ihrer Stilvielfalt und vorhandenen Eigenständigkeit nicht konkret fassen. Dies sollte ohnehin das Ziel jeder progressiven Combo sein.

Der Ideenreichtum ist dementsprechend groß. Sei es aufgrund der Eröffnung des Albums mit dem Piepen eines Radioweckers, ansonsten birgt der Opener ´Snooze´ einige RUSH-Einflüsse, harte Gitarren und flächendeckend schön verteilte Keyboardeinlagen, oder dem Gastbeitrag der Mezzosopranistin Anita Rachvelishvili in ´Wrinkled Maiden´, die bereits in Mailand, New York, Berlin, München, Seattle, San Francisco, Turin und Verona als `Carmen´ aufgetreten und als die weltbekannteste Sängerin in dieser Rolle anzusehen ist. ´Forgetful Hero` und ´Veteran´ sind ebenfalls richtig schön dramatische Prog Metal-Nummern, bei denen sich die Gesangskünste von Luca Latini positiv bemerkbar machen. Weil zu Beginn des hart-metallisch klingenden ´Nomen´ Mamuka Ghaghanidze (THE SHIN) seinen orientalisch angehauchten Einsatz hat, erwartet der Hörer fälschlicherweise sogar ein neues Lied von MYRATH. Singt Luca Latini in ´Infinite´ immerhin die schönsten hohen Gesangslinien, versucht er es in ´Masquerade´, einem im Sinne von ´The Privilege Of Power´ orchestral angehauchten Stück, mit der getragenen Variante. Nur mit Gionatan Caradonna am Klavier und Lucas Gesang, lässt ´Forbidden´ das Album ausklingen.

Phersu ist eine etruskische Figur, die eine Maske mit Bart, ein Fransenhemd und einen kurzen Wams trägt. Die Musik von PROFUSION hat hingegen noch lange keinen Bart, sondern lässt ihren progressiven Rock und Metal äußerst frisch und lebendig erscheinen – ´Phersu´ ist mehr als nur ein gutes Werk.

(7,5 Punkte)