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SATAN – Atom By Atom

2015 (Listenable Records) – Stil: NWoBHM/Heavy Metal


Nein, auch nach dem zehnten Durchgang will sich bei mir keine wirkliche Euphorie beim neuem SATAN Album einstellen. `Atom By Atom` liefert zehn Songs, die über weite Strecken nach dem gleichen Schema funktionieren und dementsprechend schnell ermüden. Schon die ersten Stücke des Albums unterscheiden sich nur unwesentlich, wobei hier der Gesang, wie Brian-Ross-üblich, sehr geradlinig verläuft und dadurch die Spannungsbögen der Songs aushebeln.

Nur ganz wenige Stücke brechen aus der gleichgeschalteten Melodie- und Rhythmusführung aus. Allen voran `Ahriman`, ein schneller Track mit einem sägenden Riff und aggressiveren Gesang, falls man das bei Ross so nennen kann. Das Gleiche gilt für `The Devil`s Infantry`, das wiederum dem zuvor erwähnten Track ähnelt.

SATAN gönnen sich nur sehr wenig musikalische Freiheiten, wodurch das Album in seinem Gesamtkontext doch relativ eintönig klingt. Durch den eindimensionalen Gesang bleibt oft die Heavyness auf der Strecke – das war zwar schon immer so, aber gerade bei den recht schnellen Tracks des Albums fällt dies negativ ins Gewicht.

Die Produktion wirkt recht zahm und hätte gerade im Gitarrenbereich aggressiver ausfallen können. Was vielleicht auch ein Grund ist, dass das Album recht unheavy rüberkommt. `Atom By Atom` steht für 110 Prozent SATAN, das schon, doch etwas mehr musikalischer Freigeist hätte dem Album gutgetan.

Dass SATAN zu den Hohepriestern des NWoBHM gehören und Sänger Brian Ross Kultstatus genießt, sei außer Frage gestellt. Dieser Status wird sich auch mit diesem Album nicht ändern, und dennoch ist mein Fazit: eintönig.

(5,5 Punkte)

Jürgen Tschamler

 

 

Mit Verlaub, Herr Tschamler, aber die neueste SLAYER-Pflichterfüllung in den Himmel loben und SATANs Jüngste als spannungslos und eintönig abkanzeln, dann kann ich so nicht stehen lassen. Mag sein, dass ‚Atom By Atom‘ insgesamt betrachtet nicht ganz an das Über-Comeback ‚Life Sentence‘ heranreicht, nichtsdestotrotz haben wir es hier mit einer zeitlosen Metal-Scheibe der absoluten Eliteliga zu tun.

Russ Tippins und Steve Ramsey feuern uns ihre Wiesel-Riffs und Licks mit einer erwachsenen Spielfreude und Frische entgegen, die auf diesem Planeten höchstens noch von Szenegöttern wie ARMORED SAINT erreicht wird. Und dass sich Brian Ross‘ Gesangslinien an eben diesen Killerriffs orientieren, ist ebenso ein SATAN’sches Markenzeichen, wie die edelmetallische Stiltreue. Für Grenzüberschreitungen gibt’s schließlich die Spielwiese SKYCLAD.

Ausfälle kann ich auf ‚Atom By Atom’ beim schlechtesten Willen nicht entdecken. In sämtlichen Songs stecken genügend liebevoll ausgearbeitete Details, um das Teil bei (fast) jeder Tages- und Nachtzeit auflegen zu wollen. Mit ‚The Devil’s Infantry‘, einem Hammer von ‚Siege Mentality‘-Qualität, dem eleganten Fistraiser ‚My Own God‘ und der grenzgenialen Schlussnummer ‚The Fall Of Persephone‘ gibt’s sogar drei neue Bandklassiker zu verzeichnen. Letztere Nummer könnte SATAN mit ihrem monumental-atmosphärischen, an frühe RUSH und QUEEN erinnernden Mittelteil und der folgenden VOIVODesken Abfahrt auf die alten Tage sogar noch neue Türen öffnen.

Tja, für ein Epos reichen manchmal eben auch 6 Minuten und 50 Sekunden. Müssen nicht immer gleich 18 Minuten sein.

(fetteste 8,5 Punkte)

Ludwig Krammer