PlattenkritikenPressfrisch

GRAVE PLEASURES – Dreamcrash

~ 2015 (Sony Music / Columbia) – Stil: Apocalyptic Death-Rock ~


Nachdem Gründungsmitglied und Gitarrist Johan „Goatspeed“ Snell die Postpunk/Gothrock-Senkrechtstarter BEASTMILK auf ihrem frühen Höhepunkt (´Climax´) verlassen hatte, wollten sich die verbliebenen Bandmitglieder ihren Traum nicht zerstören lassen (´Dreamcrash´) und werkelten in neuer Besetzung an einem Nachfolgewerk.

Ausnahmesänger Mat „Kvohst“ McNerney und Bassist Valtteri Arino konnten zur Bandkomplettierung als neuen Drummer Uno Bruniusson (ex-IN SOLITUDE) sowie als Gitarristen Juho Vanhanen (ORANSSI PAZUZU) und Linnea Olsson (ex-THE OATH) gewinnen. Die Besetzung mit einem IN SOLITUDE-Musiker überrascht nicht, tendierten diese sogar zuletzt in Richtung Dark Rock; die Besetzung mit der schönen Schwedin Linnea Olsson von den doomig hardrockenden THE OATH schon eher. Dennoch fügen sich alle exzellent in den BEASTMILKschen Kosmos ein, der nun fein nuanciert als GRAVE PLEASURES wiederauferstanden ist.

Obwohl der Opener ´Utopian Scream´ leicht noisig enervierend in das Album startet, dürfte dies wohl kaum auf den Einfluss von Produzent Tom Dalgety zurückzuführen sein, der eher aufgrund seinen Arbeiten mit THE MISSION und SIOUXSIE als den mit KILLING JOKE engagiert wurde. So tendiert die Gruppe jedenfalls weiterhin dazu, sich offensichtlich im Spannungsfeld zwischen ihrer dunklen und poppigen Seite zu bewegen. Wunderbare Melodien werden auf 80s Rhythmus-Grooves gesetzt. ´New Hip Moon´ und ´Crying Wolves´ sind dabei nicht von dieser Welt, wobei letztgenannter Song sich ebenso prächtig auf einem THE CULT-Album präsentieren würde. Spätestens bei ´Girl In A Vortex´ lassen ECHO & THE BUNNYMEN sowie SIOUXSIE & THE BANSHEES eifrig grüßen. Diese Seite der Band findet ihren Höhepunkt in ´Crisis´, einem Song bei dem jeder INTERPOL- oder EDITOR-Liebhaber auf die Knie gehen wird. Mit ´Worn Threds´ und ´No Survival´ offenbaren GRAVE PLEASURES einfach nur ihre rockige Seite, jedoch nicht ihre allerbeste. Dagegen lebt ´Futureshock´ die punkrockige Seite – welch Hektik, welch grandiose Gitarren – und ´Crooked Vein´ die sinistere Seite der Band á la MADRUGADA aus. Dazwischen bewegen sich die einprägsamen ´Taste The Void´ und ´Lipstick On Your Tombstone´.

GRAVE PLEASURES wandeln zwar nicht vollends in den erhabensten Höhen, die die Fußstapfen ihres Vorläufers BEASTMILK hinterlassen haben, freilich sind zahlreiche Lieder erneut vollkommen herausragend. Allein das in einer Reihe dargebotene, zukünftige Klassiker-Quartett mit den Songs ´New Hip Moon´, ´Crying Wolves, ´Futureshock´ und ´Crisis´ spricht für sich selbst. „This will be the end of it all, this will be the end of it all“, satan forbid, die Apokalypse darf warten.

(8,5 Punkte)