2015 (10trecords) – Stil: Art Rock
Seit dem Jahr 1990 existieren die Amerikaner 3RDEGREE mit Ausnahme einiger Unterbrechungen. Die musikalischen Anfänge von Gründer, Keyboarder und Bassist Robert James Pashman reichen jedoch noch weiter zurück, als alles mit der Gruppe UNREAL begann. Das Debütalbum von 3RDEGREE erschien schließlich 1993 (´The World In Which We Live´) mit Songs aus UNREAL-Zeiten.
Anschließend wurde die Band zwar immer wieder zurückgeworfen und brach letztlich auseinander – in 1995 war Robert James Pashman sogar als Keyboarder von POWER, für die im Studio Alan Tecchio sang, auf einem Festival in Belgien und einer Tournee in Deutschland sowie Österreich unterwegs -, doch seine eigene Band 3RDEGREE werkelt glücklicherweise seit der Wiederbelebung vor zehn Jahren fortwährend an neuen Alben, so dass in diesen Tagen ihr fünftes Werk erscheinen konnte.
Life leads to more life, and more life is hard to sustain
And ten billion appetites are a lot to contain
How do you live and die, and how can you explain?
Explain there’s more meaning to someone who sees it so plain
´Ones & Zeros : Volume 1´ ist ihr erstes Konzeptalbum geworden. Es behandelt den kontinuierlichen Fortschritt, der das menschliche Dasein tagtäglich verändert, so wie es bereits Ray Kurzweil und andere Futuristen in ihren Visionen bezüglich der Computertechnologie und künstlicher Intelligenz vor über dreißig Jahren getan haben.
Musikalisch liegen sie hingegen weiter auf einer Linie mit den modernen amerikanischen Prog Bands, die zufällig ebenfalls in diesem Jahr neue Errungenschaften veröffentlicht haben – IZZ und ECHOLYN. Geizen dabei jedoch keinesfalls mit einprägsamen Hooks und bewegen sich damit immer auf der Grenze zwischen retrogeschwängertem, dennoch nicht unmodern klingendem Prog und melodischem Rock. Verfallen außerdem nie in die kompakte Richtung á la ASIA, sondern glänzen lieber mit wundervollen Chören, die sie wie alle anderen hernach bei den BEATLES oder QUEEN vernommen haben, und werkeln in diesem Sinne eher wie PHANTOM´S OPERA, A.C.T , SPOCK´S BEARD oder zuletzt TOTO auf einigen Songs – aber selbstverständlich immer im eigenen Kontext. Eine Mischung zwischen MAN ON FIRE und ECHOLYN trifft es sozusagen ganz gut.
Life at what cost? At what price? And who does the selling to whom?
At whose loss? By whose might? And where’s it all going to?
How much would you give –
How much would you take from your very own children for more life would you spare any cost?
Von Beginn an zeigen 3RDEGREE abermals ihr wunderbares Gespür für mehrstimmige Gesänge (´The Gravity´), an denen Pashman und die Gitarristen Kliesch, Pseja und Zeigler ihren großen Anteil haben – und Sänger George Dobbs schwebt natürlich glanzvoll, wie einst im Mai Peter Gabriel oder Donald Fagan, durch die Szenerie. ´This Is The Future´ will die futuristische Stimmung verdammt eingängig vermitteln und bewegt sich dabei etwas in Richtung Alterna-Brit-Rock. Einige Computer-Stimmen tauchen zudem immer wieder konzeptmäßig auf, so wird kurz vor dem Schluss sogar ein Song von diesen geprägt (´We Regret To Inform You´). Während ´The Best & Brightest´ fast zu viel für einen Song bietet, ist ´Circuit Court´ mit seinem prächtigen, gefühlt endlos langen Refrain eine wahre Wonne für 10CC- und STEELY DAN-Verehrer. Mit ´Life´, ´Life At Any Cost´ und dem Abschlusssong ´More Life´ gibt es sogar ein Trio, in dem ein musikalisches Thema („Life is needing more“) da capo besungen wird – inklusive fast BEACH BOYS-würdigen Chören.
Walk on by – it’s okay – you’ve got time
Times will change – you will too – you’ll do fine
Wer bei niemals schwülstigen Chorgesängen im Prog Rock auf die Knie fällt, wird in kürzester Zeit ´Ones & Zeros : Volume 1´ verfallen sein, denn das Album ist ein vollkommen großartiges Werk einer bedeutsamen Band geworden, der nun endgültig eine größere Beachtung geschenkt werden sollte.
Das Album ist als Deluxe Eco-Wallet, also im dünnpappigen Digipack, erschienen und nährt die Hoffnung auf eine Fortsetzung mit ´Volume 2´ im nächsten Jahr.
Life is needing more
(9 Punkte)
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