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BLACK TRIP – Shadowline

~ 2015 (Steamhammer/SPV) – Stil: Hardrock/NWOBHM ~


Der Erwartungsdruck auf BLACK TRIP war durchaus sportlich. Würde die schwedische Underground-„Supergroup“ um Joseph Tholl (ENFORCER) und Peter Stjärnvind (KRUX, Ex-NIFELHEIM, -ENTOMBED) auf ihr überaus beachtliches Debüt ‚Goin Under‘ von 2013 noch einen draufsetzen können?

Die Antwort nach einem guten Dutzend Durchläufe: Oh ja, das können sie, die Tripper!

Mehr Dampf und Transparenz in der Produktion (Nicke Andersson), eine größere stilistische Vielfalt, mindestens eine Handvoll potenzielle Hits, und das Ganze mit einer rotzigen Lässigkeit rausgefeuert, die das Warten auf die Clubtour im September noch ein Stück unerträglicher macht – so und nicht anders muss klassischer Hardrock(’n’roll) mit NWOBHM-Kante klingen. ‚Die With Me‘ eröffnet – im Widerspruch zu seinem Titel – äußerst sonnig im Stil der frühen VANDERBUYST, das anschließende ‚Danger‘ wird von Liesl-Twingitarren getragen, ehe der hymnisch aufgebaute Titelsong mit seinem simplen, aber effektiven Refrain besticht. Bombe!

Dass Chefkomponist Peter neben BLUE ÖYSTER CULT in letzter Zeit auch eine Menge GEORDIE gehört hat, lässt sich am einfachsten im Rock’n’Roller ‚Berlin Model 32‘ erkennen – ein sicherer Live-Abräumer. Die nachhaltigeren Highlights haben sich BLACK TRIP indes für die zweite Albumhälfte aufgehoben. ‚Sceneries‘ könnte in seiner unbeschwert-melodiösen Herrlichkeit auch von HIGH SPIRITS (oder natürlich frühen IRON MAIDEN) stammen, mit dem Mini-Epos ‚The Storm‘ beweisen die Schweden, dass sie das musikalische Erbe von POWERVICE und Selim Lemouchi fortzuführen im Stande sind. Warum nach dieser grandiosen Nummer noch ein eher durchschnittliches Stück wie ‚Coming Home‘ auf die Scheibe musste? Egal. Von einer dringenden Kaufempfehlung für ‚Shadowline‘ kann an dieser Stelle auch unter höchster Rücksichtnahme auf dünne Geldbeutel nicht abgesehen werden.

(8,5 Punkte)