PlattenkritikenPressfrisch

NORTHWINDS – Northwinds

1995/2015 (metalloscope music) – Stil: Doom


Zum 20jährigen Jubiläum des allerersten Demos von NORTHWINDS erscheint dieses in einer wunderschönen Vinyl-Ausgabe mit Klappcover und Texten. Nun müssen auch Vinyl-Fetischisten zugreifen, da bisher nur Tape-Liebhaber Genuss an den originalen Aufnahmen finden konnten.

NORTHWINDS wurden bereits 1990 unter dem Namen R.I.P. in Anlehnung an den gleichnamigen Song von WITCHFINDER GENERAL gegründet. Ihre Haupteinflüsse waren daneben selbstverständlich BLACK SABBATH, TROUBLE oder auch CANDLEMASS. Zudem hinterließ gerade der 70s Prog und Folk-Rock seine Wirkung im Sound der Franzosen.

Die ersten Arbeiten an einem Demo begannen im Jahre 1994, als sich der Namenswechsel anbahnte. Letztlich wurde das Demo ´Northwinds´ in zwei Aufnahmesessions im Mai 1995 in den ´Total Harmony Destruction´-Studios in Paris eingespielt und fand anschließend mit seinen sechs Songs im Underground großen Zulauf. Auf dem im Jahre 1998 herausgebrachten Debüt ´Great God Pan´ wurden zwar einige Songs vom diesem ersten Demo erneut eingespielt, jedoch in anderer oder längerer Form. Nun sind die originalen Aufnahmen des Demos von den Originalbändern für die Vinyl-Veröffentlichung neu gemastert worden.

Bereits auf dem Demo lieferten NORTHWINDS mindestens zwei Klassiker ab. Der Opener ´Mother & Son´ ist einer von diesen. Ein Song, der anfangs auf einem schweren, frühen BLACK SABBATH-Riff basiert, bis er dann plötzlich an Tempo zulegt und Sylvan Auvés Gesangsvortrag, der nicht von dieser Welt zu kommen scheint, einsetzt. Wunderschön, lieblich, aber zerbrechlich, federleicht. Ein echter, unfassbarer, höllischer Schrei aus den dunkelsten Abgründen löst sodann das Inferno aus. Endlose Soli setzen an und dürften niemals enden.

Für den Gesang ist ohnehin hauptsächlich Drummer, Mastermind und bis heute letztes verbliebenes Bandmitglied Sylvan Auvé verantwortlich, wobei hier obendrein Vincent Níclas und Zeb Thuriez, beide Gitarre und Bass, ihren Beitrag zum vokalen Sound lieferten. Der musikalische Gesamtsound ist dagegen von einer Offenheit und Leichtigkeit erfüllt, die gleichzeitig den schweren Doom-Faktor transportieren kann. Das rockig schwere und von großartigen Drums geprägte `Mourn´ und ´The Pain´ mögen gesanglich sogar dem Zeitgeist während der Aufnahmen entsprochen haben. Roh und wild waren Anfang der 90er in jeder Hinsicht wieder en vogue. Während `The Mourn´ erneut ausklingend nie enden wollende Gitarrenorgien offeriert, ist ´The Pain´ mit der gern eingesetzten Flöte eine wunderbare Halb-Ballade, wie sie direkt aus den 70s entsprungen sein könnte. Himmlisch, magisch, gut. Mehr als gut: Sylvan Auvés singt abermals zur Akustikgitarrenbegleitung wahrlich zum Niederknien. Gitarren und Drums setzen dann so präzise ein, als wolle die Band den nächsten Hit im Zeitalter der damals grassierenden Grunge-Welle kreieren. Rockig, praktisch, gut – aber der Gesang, der ist einfach unbeschreiblich. Klassiker. Auf der Suche nach den Magic Mushrooms Psylocibe ist anscheinend nicht nur Mick Shark, sondern auch die Gruppe NORTHWINDS in `The Forest Of Konkoret´ gewesen. Das abschließende ´Northwinds´ hat mit dem auf dem nachfolgenden Debütwerk enthaltenen Song vor allem von den Lyrics her nicht mehr viel gemein, gibt gleichwohl die Devise aus: North is the magical direction.

Eine der wenigen beachtenswerten Grundregeln, das erste Demo ist immer das beste, trifft hier ohne Frage eindeutig zu, denn NORTHWINDS konnten von Beginn an auf hohem Niveau ihre musikalische Stärke, ihren leicht folkigen Doom, in vollkommen eigenständiger Art und Weise ausspielen. Ein Demo-Klassiker.

Das Gatefold-Vinyl ist in schwarz (180g) und gold heavyweight (200g, ltd. 200 Stück) erschienen.

contact: metalloscope-music(at)web.de