~ 2015 (Jolly Roger Records) – Stil: Seventies-Hardrock/Folk ~
Einen der erquickendesten Trips in die Zeit der wuchernden Achselhaare und flatternden Schlaghosen spendiert uns dieses Jahr das rührige Italo-Label Jolly Roger. WITCHWOOD heißt die Band, ‚Litanies From The Woods‘ das Album, das Freunde solcher Legenden wie CREAM, DEEP PURPLE, URIAH HEEP, JETHRO TULL, ATOMIC ROOSTER oder LUCIFER WAS breit grinsend die Lavalampen entstauben lassen wird. Hier wird georgelt, gezupft und geflötet, das es eine wahre Wonne ist. Nichts, aber auch gar nichts wirkt aufgesetzt oder bemüht. Kein Wunder, schließlich haben wir es nicht mit Newcomern und einem klassischen Erstlingswerk zu tun, sondern mit erfahrenen Szenehasen, die sich unter dem Banner BUTTERED BISCUITS BACON einen exzellenten Ruf südlich der Alpen erspielen konnten, ehe die Entscheidung für den neuen, griffigeren Bandnamen fiel.
Was das Quintett aus dem Großraum Bologna besonders auszeichnet, ist das Händchen für einprägsame, niemals flache Songs, die von einer heimelig warmen Produktion veredelt werden. Höhepunkte? Tja, im Grunde ist die ganze Scheibe ein Höhepunkt. Das an ‚Sabbra Cadabra‘ erinnernde ‚A Place For The Sun‘ kandidiert zum saftigsten Retrorocker des Jahres, das federleicht groovende, in einen Piano-Teil mit großem Atem übergehende ‚Rainbow Highway‘ hätten auch LITTLE FEAT (oder meinetwegen die BLACK CROWES) nicht besser hinbekommen. Mit dem anschließenden ‚The Golden King‘ vollführen WITCHWOOD die geschmackvollste ‚Strange Brew‘-Verbeugung seit Jahren, ‚Shade Of Grey‘ betont die folkige Seite der Band und steht mit seiner Länge von gut elf Minuten exemplarisch für den zweiten Teil des Albums, der mit drei weiteren Longtracks aufwartet und von Robert Plant bis KING CRIMSON und PINK FLOYD nichts ungestreift lässt, was das Prädikat Wertvoll verdient.
Lange Sätze, kurze Botschaft: ‚Litanies From The Woods‘ ist der klarste Pflichtkauf seit langem für die Zielgruppe. Hören, träumen, genießen – das Rasieren kann warten.
(8,5 Punkte)
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