~ 2015 (Nuclear Blast) – Stil: heavy prog blues rock ~
Als sympathisches und überaus energiereiches Live-Trio haben die Island-Youngster von THE VINTAGE CARAVAN eine kräftige Duftmarke in der Retro-Szene hinterlassen. Umso gespannter durfte man sein, ob Sänger/Gitarrist Óskar Logi Ágústsson und seine Kumpanen dem erfrischenden Debüt ‚Voyage‘ einen adäquat rockenden Zweitling folgen lassen würden.
Seit ein paar Wochen ist ‚Arrival‘ nun auf dem Markt. Und nach ausgiebigem Hören besteht kein Zweifel mehr, dass THE VINTAGE CARAVAN einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht haben. Songwriting-Tiefe heißt das Stichwort, vieles auf ‚Arrival‘ entfaltet sein Aroma erst nach mehreren Durchläufen, was die teils doch sehr verhaltenen Kritiken in der Fachpresse erklären könnte. Am ehesten lässt sich ‚Arrival‘ in seiner Offenheit Richtung Josh Homme und Mark Lanegan mit den Münsteranern ZODIAC vergleichen, auch die genialen und ewig unterbewerteten MOTHER TONGUE schimmern regelmäßig durch – nicht der schlechteste Einfluss.
Wer einen kompakten Anspieltipp braucht, der nehme sich das hitverdächtige ‚Babylon‘ vor, das mit unwiderstehlichem Drive und einem hämmernden Refrain überzeugt. Wer sich einen Eindruck von der neuen Tiefe und Prog-Affinität der Isländer verschaffen will, dem sei das rhythmuswechselfreudige ‚Carousel‘ und vor allem die achteinhalbminütige Schlussnummer empfohlen, die aufzeigt, in welche Höhen der Weg der Wohnwägen noch führen könnte. Majestätisch, spacig, stets zu geschmackvollen Kapriolen bereit – dieses ‚Winter Queen‘ ist das frühe Manifest einer blutjungen, üppig begabten Band, die alle Chancen hat, das Siebziger-Revival zu überleben. Auf die Spätherbsttour mit den SPIDERS und AVATARIUM darf man sich jetzt schon freuen. Auf einen anderen Coverdesigner beim nächsten Album hoffentlich auch…
(gute 8 Punkte)
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