Redebedarf

LORD VIGO

~ Interview mit Vinz Clortho ~


Mit dem Vigo-Mobil sind wir zu den Doom-Newcomern LORD VIGO gedüst, um uns einen kleinen Einblick ihres Bandlebens zu verschaffen. Eine Band, die gerade mit ihrer Debüt-EP begeistert und keineswegs offensichtlich obskur, sondern verdammt eigenständig ist. Drummer und Sänger Vinz Clortho stand uns daher Rede und Antwort.

Hallo Vinz, erzähl uns doch erst einmal wer Lord Vigo war oder ist?

Lord Vigo bezieht sich auf „Vigo Von Homburg Deutschendorf“ bzw „Vigo The Carpathian“ aus ´Ghostbusters II´. Im Film wird „Vigo“ übrigens von „Wilhelm vom Homburg“ gespielt, einem ehemaligen Boxer aus der Stadt Homburg, die nur gut 20 Autominuten von unserem Proberaum entfernt ist. Wir alle sind große Fans der beiden ´Ghostbusters´-Filme und fanden es dann nur konsequent, das Album ´Under Carpathian Sun´ zu nennen. Übrigens würden wir auch gern mal in den Karpaten spielen, also: Volk der Karpaten, call us! … aber bitte nur im Sommer. Davon mal abgesehen, gibt es einfach noch nicht genug Bands, die LORD im Bandnamen haben. lacht

Könntest Du Dich und Deine Bandmembers kurz vorstellen und erzählen, wie Ihr zusammengefunden habt?

Also da wären zum Einen Volguus Zildrohar und Tony Scoleri, die beide den Bass und die Gitrarre maltretieren, und meine Wenigkeit, Vinz Clortho. Ich bin für Gesang, die Drums, Orgel und generell für Sound und Recording zuständig. Ich habe das Album auch gemixt und gemastert. Wir kennen uns eigentlich schon recht lange und hatten auch schon in diversen Formationen miteinander gespielt.

Vor einigen Jahren hab ich schließlich mal an alten Demos aus den Jahren 1991 bis ca. 1996 gearbeitet. Aus Mangel an einem Sänger habe ich die Lieder kurzerhand selbst eingesungen. Zu meiner Überraschung hörte sich das zudem eigentlich ganz brauchbar an. An dem Material habe ich dann immer mal wieder rumgeschraubt, aber halt oft nur allein. Letztes Jahr im September hörte ich dann nochmal in das Zeug rein und schickte Tony einfach mal einen Track, den Volguus so um das Jahr 1994 geschrieben hatte – und er fand es super. Da dachte ich mir, warum nicht einfach mal neues Material schreiben! Der Song von damals war schon recht doomig und ich wollte einfach mehr in diese Ecke gehen. Der eigentliche Startpunkt für die Band war also meine Email an Tony, in der stand „Willst du Doom machen?“. Nach einem kurzen „Ja“ holte ich Volguus mit ins Boot und wir waren komplett. Als ich das Intro zu ´Babylon The Great´ in der ersten Probe präsentiert hatte und wir daraufhin den Song gleich komplett fertiggestellt hatten, stand fest, dass wir dem Doom verfallen waren und sind!

Entstammen Eure Pseudonyme auch der Fantasy-Welt oder habt Ihr Euch die ausgedacht?

Welche Pseudonyme? Leute, die Vinz Clortho, Volguus Zildrohar und Tony Scoleri nicht kennen, würdige ich keines Blickes.

Weil Ihr in Landstuhl weiterhin unerkannt über die Straße gehen wollt?

Naja, auch wir sind natürlich darauf angewiesen, manchmal aus unserem güldenem Käfig auszubrechen und unseren, durch die Musik zu recht verdienten Wohlstand unters gemeine Volk zu bringen. Da ist es natürlich von ungemeinem Vorteil, wenn man nicht an jeder Ecke erkannt und nach einem Autogramm gefragt wird. Natürlich haben wir in unseren „normalen“ Leben Decknamen erhalten, die aber nur der NSA bekannt sind. lacht

Sind die Menschen in Landstuhl und Umgebung von Euren musikalischen Ergüssen entsetzt oder hat sich schon eine Fangemeinde formiert?

Ich muss sagen, in unserer Ecke gibt es zahlreiche Metalfans und auch Trinkgenossen (wobei das Erste oft zwingend das Zweite beinhaltet). Entsetzt bin ich eigentlich nur immer selbst, weil ich nicht früher auf die Idee gekommen bin, LORD VIGO zu gründen. Ich finde es echt super, dass es in der Metalszene noch einen echten Underground gibt und man auch von den (Print)Medien nicht nur als Geldquelle gesehen wird, die dafür bezahlt, um belanglose Fragen in einem belanglosen Heft zu beantworten. Ich denke, gerade im Metal merkt man oft, dass auch die Redakteure noch echte Fans sind, ganz egal ob Print oder digitale Medien. Ich finde es super, dass Leute ihre Zeit investieren, sich Songs von unbekannten Bands anhören und sich dann noch Fragen für ein Interview ausdenken. Long live the Underground!

Sind eigentlich EXCITER, da dort ebenfalls der Drummer singt, ein Vorbild für Euch – oder doch Phil Collins?

Naja, nicht direkt. Wir werden zwar weiterhin als Trio die Songs schreiben und aufnehmen, denn wir drei sind alles was es braucht, um unsere Songs zu schreiben und aufzunehmen. Wir wollen an dem Konzept auch nichts ändern, da wir da auch eigentlich keinen Anlass zu sehen. Wir sind sehr produktiv, speziell wenn man bedenkt, dass wir nur knapp 1 bis 2 Stunden die Woche proben. Aber auf der Bühne wird es eine erweiterte Band mit Livedrummer geben. Ich denke, es fehlt einfach ein Frontmann, wenn ständig nur der Drummer singt.

Jedoch muss ich gestehen, dass ich auch gelegentlich den Vier- und Sechsaiter in die Hand nehme und meine sehr begrenzten, geradezu unvirtuosen Fähigkeiten an besagten Instrumenten der Band zur Verfügung stelle. Daraus entwuchs auch der Song „Terror Witchcraft“. Neben dem Song hab ich ca. 20 andere geschrieben, von denen es aber wohl nur einige auf das neue Album schaffen werden … lacht … Da einige der Songs zwar Potential haben, jedoch einfach zu sperrig für LORD VIGO sind, werden die wohl von uns unter einem anderen Namen veröffentlicht.

Sobald wir die Aufnahmen zur CD fertiggestellt haben, werden wir beginnen, das Liveset mit einem Drummer einzuproben. Aber wer weiß, vielleicht setze ich mich live auch mal ans Drumset oder wir machen ein Drumbattle oder was weiß ich. … lacht … Ich habe Neil Peart auch schon unsere EP geschickt, er hätte auch Interesse, jedoch lässt es leider unser Budget nicht zu, einen eigenen 40-Tonner für sein Drumset zu mieten. Aber wir dürfen RUSH vielleicht auf Ihrer R50 Tour als Supportband begleiten.

Welche Vorbilder habt Ihr generell und wer hat Euch musikalisch geprägt?

Ganz klar CANDLEMASS, SOLITUDE AETURNUS, MANILLA ROAD, aber auch Bands wie MANOWAR, SAVATAGE, JUDAS PRIEST und so viele andere NWoBHM Bands. Wir versuchen einen guten Mix zwischen den epischen, doomigen Parts und den NWoBHM-Riffs zu gestalten. Gerade MANOWAR haben mit den Alben aus den Achtzigern und frühen Neunzigern einen super Mix hinbekommen. Natürlich gehören deren Texte jetzt nicht unbedingt zum Weltkulturerbe, aber die Songs sind einfach geil! Was die allerdings heute so treiben, ist eine Schande. Ich will wieder Ross The Boss an der Gitarre haben. Gloves Of Metal Rule Tonight! Ich hoffe auch, dass SAVATAGE mehr spielen werden, als nur diesen einen Reunion-Gig in Wacken. Für mich sind sie DIE Band meiner Jugend. Raise The Fist Of The Metal Child!

Was ist Psycho-Reactive Doom – und wieso spielt Ihr sowas?

Unsere Interpretation davon ist eine Mischung aus klassischem Doom mit starken NWoBHM Einflüssen – gepaart mit Texten, die sich der Fantasywelt bedienen. Wer sich jetzt darunter nix vorstellen kann, soll einfach mal in unsere beiden Videos zu ´Vigo Von Homburg Deuschendorf´ und ´Ishtar-Queen Of The Night´ reinschauen. Wir kombinieren in dem Stil einfach all die Bands, die wir auch privat hören. Kann also durchaus mal sein, dass der eine oder andere Song auf dem Album auch mal stärker in die NWoBHM Ecke geht. Wir machen einfach das, worauf wir gerade Bock haben.

Wie verlaufen denn dann bei Euch Aufnahme-Sessions?

Nunja, wir nehmen die Demos gleich direkt in die DAW auf und haben somit schon mal die Guidespuren. Wenn dann ein Song fertig ist, nehmen Tony und Volguss die Gitarren- und Bassparts auf, danach fange ich oft schon mit den Vocals an und meist spiele ich am Schluss dann die Drums drauf. Bei unseren Video zu ´Ishtar-Queen Of The Night´ kann man uns übrigens bei der Arbeit im Studio beobachten. Die Gitarren- und Bassparts waren in einem Tag fertig, die Drums hab ich letztlich immer, wenn gerade Zeit war, eingespielt. An den Vocals arbeite ich meistens in meiner Mittagspause, die Lyrics schreibe ich oft abends am Laptop.

Wir arbeiten auch gerade an unserem ersten Album, ungefähr die Hälfte der Songs ist bereits fertig, für den Rest gibt es schon sehr weit fortgeschrittene Demos. Bis Ende des Jahres müsste das dann auch fertig aufgenommen und gemixt sein. Danach widmen wir uns der Gestaltung der Livegigs.

Das sieht ja alles nach Do-it-yourself aus. Konntet Ihr eigentlich kein Label für Eure Musik begeistern?

Leider nein. Fast alle kontaktieren Labels waren laut eigener Aussage voll und wollten momentan keine neuen Bands aufnehmen. Ein deutsches und ein amerikanisches Label hatten Interesse, aber ob sich da was ergibt, kann ich nicht sagen. In der Therorie braucht man ja eigentlich gar kein Label mehr, da man ja, dank Internet, direkt an die Fans kommt und über Bandcamp seine Sachen vertreiben kann. Uns ist bei einem Label wichtig, dass wir dadurch an Kontakte rankommen. Also falls sich ein Label jetzt angesprochen fühlt, einfach melden!

Gehören die eingeblendeten Radio-Kommentare oder die Megaphon-Ansagen in den Liedern nur zum jeweiligen Song-Konzept oder werdet Ihr auch in Zukunft Euren Sound dementsprechend verfeinern?

Ja, das gehört jeweils zum Songkonzept. Es sind auch keine fertigen Samples, sondern entweder habe ich die eingesprochen oder den PC einsprechen lassen.

Auch bei den neuen Songs gibt es dieses Konzept, wobei es sich momentan noch zum größten Teil auf Intro und Outros der Songs konzentriert. Ich sehe generell unsere Songs eher cineastisch und episch, da passt sowas gut dazu.

Ich hoffe, Eure EP kommt nicht noch als Vinyl oder CD heraus und es bleibt bei dem Kassetten-Release … grins

Stand jetzt ist, es gibt nur die Kassette und ein paar gebrannte Promo-CDs. Kann aber gut sein, dass wir ein Label finden, das die EP nochmal veröffentlichen will. Auf welchem Medium, kann ich nicht sagen. Ich finde die Kassette hat einen absoluten Old-School-Faktor und das passt wie die Faust aufs Auge zu unserer Musik. Also Leute, legt euch wieder ein Tapedeck zu!

Wie sieht Euer Plan B aus, falls keine Plattenfirma anbeißen sollte?

Naja, wir werden auf jeden Fall weiterhin Songs schreiben und aufnehmen, komme was wolle. Wenn wirklich kein Label Interesse hat, besteht immer noch die Möglichkeit das auf eigene Faust zu releasen. Diesbezüglich haben wir von einem Label ein Angebot, bei dem das Label praktisch als „Dienstleister“ fungiert und unsere EP so releasen würde, wie wir das wollen. Der Nachteil ist dabei natürlich, dass wir als Band alle Kosten komplett selber tragen müssten.

Dann drücken wir die Daumen und ich sage erst einmal Tschö mit ö,

Freunde – und öbey the Lord!

Yes, öbey the Lord!

 

[Contact: Lord Vigo @ Facebook]