PlattenkritikenPressfrisch

KAMELOT – Haven

~ 2015 (Napalm Records) ~


Einer neuesten Studie zufolge hören Menschen ab Mitte 30 keine aktuelle Popmusik mehr und verbleiben in den für sie gewohnten musikalischen Bahnen. Ein unglücklicher Zufall also für KAMELOT, dass nur die ersten Alben mit Roy Khan (CONCEPTION) am Mikro beim Rezensenten in diese Zeitspanne fallen. Der US Metal Liebhaber, der die beiden – noch älteren – allerersten beiden Werke sogar auf seinem Altar stehen hat, kann daher beim allerneusten Werk aus dem Hause KAMELOT getrost woanders weiter lesen. Denn auch beim zweiten Album mit Tommy Karevik (SEVENTH WONDER) am Gesang, klingen KAMELOT beständig wie Roy Black und seine edlen Elfen – insofern, am Ende einen Bonus-Punkt für den Roy Khan-Gedächtnis-Gesang. Die Spuren des großen Khan sind letztlich unauslöschlich.

Demzufolge versucht Mastermind Thomas Youngblood erneut, KAMELOT durch symphonische Gewässer zu geleiten. Auch wenn der Opener ´Fallen Star ´ dies noch nicht gänzlich offenbart, folgen im weiteren Verlauf solche Bombast-Schwarten wie ´Veil Of Elysium´ oder ´My Therapy´ – ähnliche Songs wurden hier vor kurzem bereits für den Eurovisons Contest vorgeschlagen – sowie in ´Under Grey Skies´ erstklassiger Schunkel-Metal. Songs der Marke ´Liar Liar (Wasteland Monarchy)´ waren früher in ähnlicher Gangart bei den Blinden Wächtern ohnehin als sinnloses Soft-Gebolze verschrien. Während ´Here’s To The Fall´ wenigstens flockig die Geigen in den Himmel hängen lässt, muss der geneigte Hörer, nachdem die Tränen wieder getrocknet sind, sogar mit ´ Revolution´ fast einen RAMMSTEIN-artigen Track ertragen. Außerdem sollte niemand den Hound von SAVATAGE in ´Citizen Zero´ erwarten, obwohl „the Hounds are out“ gesungen wird, tapst erwartungsgemäß hier eher ein plüschiges Schoßhündchen über den Flokati. Der Freund dieses Melodic-Metals wird sich dennoch insbesondere an ´Insomnia´ und ´End Of Innocence´ erfreuen, selbst wenn am Ende nicht wirklich viel hängen bleiben wird, weder im Kleinhirn, noch in der Hosentasche. Guter Geschmack ist halt teuer, doch davon hat die Generation Ü30 einfach mehr in der Tasche, als die der Populärmusik verfallenen Jugend.

(7 Punkte)