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LIS ER STILLE – Empirical Ghost

~ 2015 (G-Records/ Rough Trade) – Stil: Epic Rock ~


LIS ER STILLE haben es immerhin mit einer Crowdfunding-Kampagne geschafft, ihr neues Album ´Empirical Ghost´ zu finanzieren. Dabeisein war diesmal alles, vor allem, da ihr letztes Werk lange Zeit nur digital erhältlich war. Ein absolutes No-go. Doch mittlerweile ist nicht nur die Vorgänger-EP ´Flight Of Belljár´ als Vinyl erhältlich, sondern auch das neueste Werk endlich fertig gestellt.

Im dänischen Winter aufgenommen und von Randall Dunn (EARTH, SUNN O))) analog in den Avast Studios in Seattle gemixt, steht somit einem schönen Vinyl-Erlebnis nichts mehr im Wege. Doch erneut wird sich die Band auch mit ihrem fünften Werk am fünf Jahre alten, heutzutage schon fast als Klassiker anzusehenden Album ´The Colibri´ messen lassen müssen. Aber LIS ER STILLE sind keine Band, die allzu sehr in den Rückspiegel schaut, ihr Blick richtet sich zielstrebig nach vorne. Also muss sich der Colibri-Anbeter etwas von der früher andauernden, heftigen Achterbahnfahrt verabschieden, denn die Band hat in diesen fünf Jahren ihren elektronischen Anteil erhöht und verfängt sich zwischen langen post-rockigen Himmelsfahrten gerne ebenso in krautrockigen Gefilden.

Folgerichtig beginnt das Album elektronisch blubbernd, wobei sich die Gitarre recht schnell zur Seite gesellt, während eine fast ´Dark Side Of The Moon´-artige Atmosphäre aufzieht. Die freundlicheren Keyboard-Klänge gewinnen jedoch diesen Kampf und ein großartiger, immer wieder aufwallender Post Rocker namens ´Caspules´ erschließt sich als Opener. Das bereits vorab veröffentlichte ´Gold Future´ sticht auch auf dem Album mit seinem Dark Rock-Touch heraus. Post Punk trifft auf Post Rock. Anschließend erklingt die erste kurze Hymne (´Hymn To The Past´) als kleines Zwischenspiel, bevor mit dem fast hysterisch gesungenen ´Wall Mark´ ein weiterer Höhepunkt erklingt – melodisch aufwallend, aber garstig astrein. Und dann folgt ´This Wonderful You´. Wundervoll – Gitarren zum Mitsummen, eine erhabene Stimmung, die ab und zu ausbrechen machen mag – zum Hineinlegen.

Ein weiteres Highlight wurde in der Mitte platziert – das zwölfminütige ´Zenith´, das mit eher Spinett-artigen Klängen die Gitarre umgarnt, bevor sich steigernde Keyboard-Kaskaden ganz im Sinne von MUSE ergießen. Irgendwann gesellt sich auch Sänger Martin Byrialsen schwankend hinzu. Nach dem Longtrack erklingt die dritte kleine Hymne (´Hymn To The Sorrow Squad´), ehe mit ´Harlequin’s Tale´ ein flirrendes Post Rock-Stück á la GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR und mit ´Precognition´ ein Elektro-Song á la Millionen von TANGERINE DREAM-Epigonen folgen. ´Hymn To The Echo´ beendet das Album eine weitere Minute später.

LIS ER STILLE haben sich mit ´Empirical Ghost´ musikalisch mehr in der Breite aufgestellt. Ihr Spektrum ist gewachsen, womöglich zum Leidwesen der Fraktion rockiger Klänge – ist jedoch für Kenner von ´Nous´ und ´Flight Of Belljár´ nicht allzu überraschend. Freunde flirrender, aufwallender Sounds, alle Post Rock- und Alternative Rock-Liebhaber inbegriffen, sollten sich allerdings mächtig angesprochen fühlen.

(8 Punkte)