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WINO & CONNY OCHS – Freedom Conspiracy

2015 (Exile on Mainstream Records) – Stil: Biker-Folk


Zuhören, entspannen, nachdenken – mit ihrem zweiten gemeinsamen Album ‚Freedom Conspiracy‘ laden Cornelius „Conny“ Ochs aus Halle an der Saale und sein amerikanischer Bruder im Geiste, Scott „Wino“ Weinrich (SAINT VITUS, THE OBSESSED, SPIRIT CARAVAN…) wieder zum gemeinsamen Entschleunigen.

Wie schon auf dem äußerst gelungenen Erstling ‚Heavy Kingdom‘ von 2012 fällt die Instrumentierung auch dieses Mal sehr übersichtlich aus. Abgesehen von vereinzelten Percussion-Elementen und hie und da etwas Verzerrung regiert Natur pur in den 13 Songs, sprich zwei Akustikgitarren, ein paar dunkle Klavierakzente und zwei charismatische Stimmen, die bei allem Wohlklang auch was zu erzählen haben. Vom Verlieren und Wiederfinden des Glaubens könnte der Untertitel des Albums lauten.

Musikalisch orientieren sich der Mitt-Fünfziger Wino und sein knapp 20 Jahre jüngerer Kompagnon an Größen wie Townes Van Zandt oder auch Johnny Cash. Zwar sind die unterschiedlichen Charaktere der beiden Musiker immer noch klar herauszuhören (Conny ist der Grunge- und Folk-Mann, Wino der vom Leben gezeichnete Blueser), der Gesamteindruck ist allerdings homogener, weil besser verwoben als auf dem Debüt. ‚Drain‘ lässt das innere Auge zu Slideklängen von der Veranda über endlose Weiden schweifen, das sumpfige ‚Shards‘ hätte auch auf dem Soundtrack zu ‚Oh Brother, Where Art Thou?‘ eine glänzende Figur gemacht. Ob zartbitter schwelgend (‚Time Out Black Out‘), frühlingshaft wärmend (‚Freedom Conspiracy‘) oder melancholisch leidend ohne daran zu vergehen (‚Forever Gone‘, ‚The Great Destroyer‘) – alles fügt sich zu einem kraftvollen, schnell süchtig machenden Ganzen, gekrönt vom dunklen Juwel ‚Timeless Spirit‘, das mit seinem hypnotischen Gospel-Touch ein Kandiat für den Song des Jahres ist.

Großes (Independent)-Kino!

(8,5 Punkte)