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CHALICE – Chalice

2014 (Eigenproduktion/War On All Fronts) – Stil: Heavy Metal


CHALICE stammen aus Montpelier (USA) und sollten nicht mit mindestens drei weiteren Combos gleichen Namens allein aus den Vereinigten Staaten – erst recht nicht mit denen aus New Jersey, die im Jahre 1986 ein erlesenes Demo veröffentlicht hatten – verwechselt werden. Unsere CHALICE haben – neben der Männerfraktion an den Instrumenten, von denen höchstens Drummer John Elwert von AMADIS her bekannt ist – zudem eine Lady am Mikrofon aufzubieten. Und Maja Antonia, die hier unter dem Pseudonym ´Hagthorn´ firmiert, ist ein echter Hinhörer, gucken werden die Female-Fronted-Geiferer sowieso.

Dieses Demo, das aufgrund seiner Spieldauer von über 30 Minuten ebenfalls als Vier-Track-EP bezeichnet wird, wurde ursprünglich von der Band selbst herausgebracht, doch ein kleines Label hat es, selbst für manchen Old-School-Freund, bizarrer Weise als Tape veröffentlicht. Da der Rezensent bekanntlich diese alten Teile liebt, konnte er zumindest den ersten Qualitätsbeweis der Band in vorliegender Kassettenversion einheimsen. Und die Freude geht sogleich nach den ersten Hördurchgängen in Liebe über.

Denn CHALICE tragen das volle 80s Metal Feeling zur Schau – unter etwas lyrischer Verklärung von Mystik und Zauberern. Der Opener lässt den Hörer vor Freude einen nie geübten Salto rückwärts machen, singt doch Maja in der ersten Sekunde fast wie die Schwester von Ronnie James D., um jedoch im weiteren Verlauf eher einer Debbie Gunn als einer Leather Leone Konkurrenz zu machen. Die Kanadier CAUCHEMAR übertreffen sie hingegen bei Weitem. Gerade die überragenden Screams lassen den Hörer vollkommen begeistert am Boden geplättet zurück. ‘Gaudete’ hat dagegen fast eine Chorale, mystische Atmosphäre – PAGAN ALTAR trifft auf LORDIAN GUARD – und diesen folkloristischen Ansatz ziehen sie in diesem kurzen Song komplett durch, so dass die Melodie noch lange im Kopf verbleiben sollte. Gelegenheit hierzu ist sogleich vorhanden, zumal die erste Kassettenseite noch länger in aller Stille weiter läuft, da die Rückseite der Kassette fast doppelt so lange ist. Alle Kassetten-Hasser dürfen, bitte, anfangen zu schimpfen. Währenddessen spult der Rezensent souverän per Fernbedienung nach vorne und lässt sich von vorbeilaufenden Mitbewohnern die Kassette umdrehen. Anschließend erschallt von dieser sogleich das epische sowie düstere ´Merlin’s Lament´ aus den Boxen – noch immer mit dieser leicht mittelalterlichen, bei dem Thema natürlich äußerst passenden Atmosphäre. Eine wundervolle Gitarrenarbeit kommt hier noch hinzu. Und da sie als Band nicht nur Paganismus, die Natur und die Dunkelheit befürworten, sondern auch Bier und Wodka lieben, nehmen sie im letzten Song ´Raise The Chalice´ dieselbe Power des Demo-Openers wieder auf und schreien triumphierend in die Nacht:

Shall we be triumphant, like those who have gone before?
Raise your chalice to the sky, and live forever more!
Show us your allegiance and let us hear your battle cries!
Drink this night to victory and raise your chalice high!

Gewaltig!

(8,5 Punkte)