Micks Mush-RoomPlattenkritikenPressfrisch

SOLEFALD – World Metal. Kosmopolis Sud

2015 (Indie Recordings/Edel) – Stil: Experimental-Metal


So tanzten sie immer weiter im Kreise – immer weiter, immer zu und immer fort. Bis es plötzlich Nacht wurde, Nacht in meinem Kopf, dunkel vor meinen Augen. Die Zeit schien unendlich lange still zu stehen. Die Zeit verging, die Unendlichkeit war zum Greifen nah.

Irgendwann schaffte ich es, die Augen zu öffnen – trotzdem war alles dunkel, alles schwarz. Ein erneutes reiben der Augen ließ immerhin einen kleinen Lichtstrahl erkennen. Auf allen vieren kriechend, näherte ich mich diesem Licht. Es war der Plattenspieler und es lag sogar eine Platte darauf, die irgendjemand vor wenigen Sekunden aufgelegt haben musste. Das Album fing gerade an zu spielen.

Das achte Album von SOLEFALD, die seit ihrem Erstling ‚The Linear Scaffold‘ (1997) immer mehr den postalen Black Metal-Sounds entronnen sind, ist ein einziges Experiment – mit einem wilden Ritt durch etliche Musikgenre. Der Gesamtsound klingt dabei zwar durchgehend schlüssig und von metallenem Ursprung, liefert aber nichtsdestotrotz für den Hörer nur kleine aufsehenerregenden Schlüsselmomente. Die beiden Musikusse Cornelius Jakhelln (Gesang, Gitarre, Bass, ex-STURMGEIST) und Lazare Nedland (Gesang, Drums, Keys, BORKNAGAR, ex-CARPATHIAN FOREST) haben sich dafür ausreichend Verstärkung zu den Aufnahmen in das Studio geholt, u. a. Alexander Bøe und Sindre Nedland (IN VAIN), Baard Kolstad (BORKNAGAR, ICS VORTEX), Petter Hallaråker (RENDEZVOUS POINT) und für die World Music-Elemente Anania Ngoliga aus Sansibar. Und wer sich dann nervlich ausreichend geschult durch das Schreien und Grunzen kämpfen mag – denn zu echtem Gesang, außer im Background, oftmals eher düsterer Sprechgesang, schaffen es die beiden Protagonisten nicht – der darf den World Metal mit holländischen Techno-Ingredienzien, afrikanischen Rhythmen und wilden Tänzen erforschen. Die Keyboard-Klänge holen sich dabei ihren Sound entweder aus dem Techno oder klingen wie eine billige Bontempi-Orgel. Doch nicht nur diese, auch der Schreigesang der norwegischen Weirdos von SOELFALD, kommt einem längst bekannt – aus vergangenen Tagen – vor. Mancher very, very open minded Kopf könnte womöglich tatsächlich daran Gefallen finden, wird jedoch himmlische Momente zum Ergötzen trotzdem nicht erhalten. Dies ist Musik – nicht für jeden Moment, nicht für jede Stunde – bei der ein gutes Nervenkostüm nicht schaden kann. Es mag immer wieder Momente geben, die nach mehrmaligem Genuss, kurz lüstern aufhorchen lassen, dies entschädigt aber nicht für den Rest. Selbst der Wahnsinn, die irren Vögel, die Affen in ´Bububu Bad Beuys´ scheinen hörbar am Rad zu drehen. Hinzu kommt ein sprachlicher Stilmix aus Englisch, Französisch, Deutsch und Norwegisch.

Währenddessen versuchten sich meine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Beim umhertasten fühlte ich weiches Fell, wunderbar warm und von einem schnell pochenden Herz erfüllt. Weiter umherkriechend – fühlte ich Fell an Fell, meine Hände ertasteten unzählbare kleine Pfoten. Das gesamte Baumhaus schien vollständig mit diesen Fellen am Boden ausgefüllt zu sein. Es fühlte sich an wie ein Teppich – ein Eichhörnchen-Teppich.

(7 Punkte)