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VAMPS – Bloodsuckers

2015 (Spinefarm Records) – Stil: Modern Rock


Da lag also die Lawine mit einem Rumms vollkommen erschöpft, mit einem Mal ihrer Energie beraubt, auf der Wiese. Etwas Schnee fiel noch locker flockig durch die Luft auf den Boden hinab. Eine Totenstille herrschte ringsumher, denn bisher hatte niemand eine neue LP auf den Player gelegt. Plötzlich wurde die Stille durch das erneute Knarzen von zwei Schuhen im Schnee unterbrochen. Dabei war der gelbe Bote doch schon durch. Aber von Weitem konnte ich eine blau-weiße Farbe auf dem Sprinter erkennen. Der Mann kam immer näher, doch ich musste mich um die Eichhörnchen kümmern, die eines nach dem anderen eine Faust durch den Schnee nach oben in die Luft streckten. So kam der Bote gerade recht, alle verschütteten Eichhörnchen aus dem Schnee zu befreien. Diese klopften sich dabei geradezu putzig den Schnee von ihrem Pelz und strömten unverhohlen in das Baumhaus, da dort drinnen mein Nachbar ein warmes Feuerchen gemacht hatte. Der Bote zeigte nun seine Eile an und wollte mir ebenfalls ein Paket übergeben, fragte dabei aber neugierig, da er auch öfters bei mir anklopfte, was ich denn heute im Paket haben würde. Von einer neuen Kassetten-Lieferung ging ich aus. Als ich das Paket jedoch öffnete, noch vor den Augen des neugierigen Boten, kamen ein paar Silberlinge heraus. Rasch fragte der Bote, ob ich denn nicht nur Vinyl und Tapes hören würde, doch ich antwortete ihm, dass ich zuweilen auch diese Silberlinge recht gerne zum Lauschen der Musik mag. Ein Silberling war heute von einer japanischen Combo. Leider nicht von den SEX MACHINEGUNS, sondern von den VAMPS. Denn die VAMPS bringen in diesen Tage ihr neues Werk ´Bloodsuckers´ heraus und schicken sich an, in Amerika mit SIXX:A.M. auf Tour zu gehen, nachdem diese den Amis die richtig großen japanischen Hallen zuvor vorgeführt hatten. Um auf dem internationalen Markt weiter Boden gut zu machen, singen die beiden Herren Hyde (L’Arc~en~Ciel) und K.A.Z (OBLIVION DUST) sogar erneut fast alle dreizehn Lieder in Englisch. Dabei sind einige Lieder bereits als Single veröffentlicht und nicht nur bei einer Werbekampagne für Film und Technikgerät benutzt worden.

Mittlerweile tanzten die Eichhörnchen um meinen lachenden Nachbarn herum. Dieser mit einer glimmenden, lieblich duftenden Kippe im Mund, schien ganz begeistert zu sein. Vergaß dabei sogar seinen teuren Wein auf der Herdfläche, der langsam vor sich hin köchelte. Viel zu Schade für den guten Tropfen. Währenddessen legte ich VAMPS in den Player und hörte gebannt hin. Denn die Japaner spielen einen modernen Alternativ Rock, der in seinen besten Momenten an 30 SECONDS TO MARS erinnert. Beim Opener `Zero´ mahnt das Gitarrenspiel sogar an David Howell Evans, besser bekannt als The Edge. Doch vermehrt werden ebenso elektronische Spielerei eingebaut, die aber nicht sehr oft zum Tragen kommen (´Evil´). Einmal tendiert das Songmaterial gar gen DIE KRUPPS, doch Emo-Songs (´Lips´) oder richtig harte Rocker (´Ahead´) lassen die Jungs auch manchmal vom Stapel. Ein paar japanische Wörter finden sich aber letztlich doch noch, sowie eine komplett in japanisch eingesungene, bombastische Ballade. Leider sind die Melodien allseits nicht ganz so überragend, ja, zwingend geraten. Als ich über all dies nachdachte, war um mich herum ein wahres Tollhaus entstanden. Es war nicht mehr nachvollziehbar, ob die Eichhörnchen mit meinem Nachbarn zusammen an der Wasserpfeife waren oder ob man gemeinsam den höllisch teuren Wein verköstigt hatte. Zumindest tanzten alle zusammen fröhlich und ausgelassen, wobei sich abwechselnd immer ein Eichhörnchen aus dem Ringelreih löste, um kurz die lange Rutsche nach draußen zu benutzen und sich eine Minute später aber wieder dem Kreis anzuschließen.

(7 Punkte)