PlattenkritikenPressfrisch

EARTHSIDE – A Dream In Static

~ 2015 (Independent) – Stil: Cinematic Heavy Rock/Metal ~


EARTHSIDE sind ein modernes Metal-Kollektiv, das sich an progressiver und experimenteller Musik funkensprühend reibt. Für sein Debüt hat das Quartett aus Connecticut dabei keine Kosten und Mühen gescheut, das Album außerhalb von Stockholm mit David Castillo (OPETH, KATATONIA) sowie Jens Bogren (OPETH, SOILWORK) aufgenommen und obendrein das Moscow Studio Symphony Orchestra verpflichten können. Eine Problematik konnten sie allerdings bis zuletzt nicht lösen. Sie haben nämlich zu all ihrer hochkomplexen Musik noch immer keinen Sänger gefunden. Dieses Problem tritt häufig bei Djent-Kapellen auf, bei denen die Sänger ein und ausgehen. Das einzige Problem, das EARTHSIDE also geblieben ist, haben sie letztlich anderweitig gelöst. Sie haben sich mit Lajon Witherspoon (SEVENDUST), Daniel Tompkins (TESSERACT), Bjorn Strid (SOILWORK) und Eric Zirlinger (FACE THE KING) gleich vier Gastsänger ins Studio geholt, die jeder einen Song auf der Hälfte aller Lieder eingesungen haben.

Der Opener ´The Closest I’ve Come´ ist daher erst einmal die Spielweise für kleine instrumentale Hexereien, bei dem prompt etwas die Djent-Einflüsse hervorstechen, gleichwohl vor allem eine flirrende Post Rock-Melodie zum Entzücken gereicht. Im von Lajon Witherspoon gesungenen ´Mob Mentality´ breitet sich das Orchester erstmals in der Fläche gemütlich aus. Das ist erstklassiges, exzellent komponiertes, sinfonisches Liedgut. Eine erste Sternstunde zwischen SYMPHONY X, PAIN OF SALVATION und DISILLUSION. Hier trifft die von EARTHSIDE selbst angegebene Stilbeschreibung ´Cinematic Rock´ eindeutig zu. TESSERACTs Daniel Tompkins setzt anschließend mit äußerst wolkenweichem Himmelsgesang dem Titelsong die Krone auf. Es mögen somit zwar viele Djent-Einflüsse auf dem Album enthalten sein, doch lässt sich das Album aufgrund seiner überbordenden musikalischen Reichweite nicht einfach auf eine Richtung eingrenzen. Unter Einbeziehung eines Hackbretts entstehen im ansonsten ruhig und melodisch dahin fließenden ´Entering The Light´ die zwischenzeitlichen Aufwallungen, abermals hier mit Unterstützung des Orchesters. Da ziehen im geistigen Auge förmlich die Landschaften am Hörer vorbei. Mit ´Crater´ wird es abermals episch, aber voller Härte und Brutalität, die Bjorn ‘Speed’ Strid ausgiebig mit melodischem Klargesang als auch schreiend vollkommen emotional darzustellen vermag. Großartig. ´The Ungrounding´ ist das letzte, heftige Instrumental, das nicht nur von MESHUGGAH-Jüngern zu genießen ist, bevor natürlich der längste Song ´Contemplation Of The Beautiful´ mit Eric Zirlinger am Mikrofon das Album abschließt. Zwischen Wohlklang und garstigsten Ausbrüchen schwankt das Lied förmlich hin und her, während Zirlingen wie vom Teufel getrieben agiert.

EARTHSIDE sind mit ihrem Debüt bereits in die Weltspitze vorgestoßen, scheinen für einen zukünftigen Klassiker geradezu prädestiniert. ´A Dream In Static´ ebnet diesen Weg bis dahin absolut erstklassig.

(8,5 Punkte)