Redebedarf

VANISH

Interview mit Sänger und Keyboarder Bastian Rose


Die Süddeutschen VANISH sind beileibe kein Newcomer mehr, doch mit ihrem letztjährigen und dabei sehr glänzenden Release `Come To Wither´ sind sie vielleicht erstmals ein kleines Stück bekannter geworden. Ein Interview mit Sänger und Keyboarder Bastian Rose war daher fast unvermeidlich.

Hallo Bastian, Euer neues, bei Massacre Records veröffentlichtes Album dürfte Euch erstmals einer etwas breiteren Öffentlichkeit bekannt machen, doch die wenigsten dürften Euren tatsächlich recht langen Werdegang wirklich kennen.

Erzähl uns doch erst einmal wie VANISH gegründet wurden?

Hey, ich kam als Sänger 2002 zu VANISH. VANISH hat seit der Gründung eine große Wandlung durchgemacht. Gestartet sind Tommy (Gitarre) und Ralf (Schlagzeug) damals noch als Heavy-Rock Band. Als ich damals als neuer Sänger dazu kam, gingen die Songs schon etwas in Richtung traditionellen Heavy Metals mit etwas Power Metal Einschlag. Wir haben dann irgendwann beschlossen, dass ich meinen Synthesizer mal mitbringen soll. Dann hatten wir langsam eine Richtung, die wir alle als eigenständig genug sahen und die uns allen gut gefallen hat oder: die uns allen so richtig Gänsehaut verpasst hat. So haben wir uns dann weiterentwickelt. Stück für Stück. Als dann Pille einige Zeit später an der Gitarre eingestiegen ist, war das Line-Up perfekt.

Gab es denn für den einzelnen von Euch noch weitere Bands zuvor, in denen Ihr tätig wart?

VANISH war zu Beginn der 2000er Jahre fast dieselbe Band wie PIRACY, eine im süddeutschen Raum recht umtriebige Skarock Band. Da diese Band auch sehr erfolgreich war, spielte VANISH immer „die zweite Geige“ oder viel besser E-Gitarre.  .. lacht .. Deshalb auch die lange Bandgeschichte, obwohl nach außen wenig passiert ist. Sonst haben wir alle natürlich viele andere Projekte und Bands vorzuweisen: Pille war bei einigen Metalbands vorher und Ralf spielt noch Schlagzeug in einer Jazzband. Ralf und ich sind nun die einzigen Mitglieder, die noch bei PIRACY spielen.

Welche Bands oder Künstler haben Euch denn persönlich in all den Jahren geprägt?

Wir sind da alle recht verschieden. Es verbindet uns eigentlich bis auf Daniele, unseren Bassisten, die gleiche Sozialisation mit den klassischen Metalbands wie MAIDEN, HELLOWEEN, RAGE, SAVATAGE, PRIEST usw. Nach der Pubertät und im frühen Erwachsenenalter haben wir alle uns in verschiedene Richtungen entwickelt. Ich beispielsweise höre auch unheimlich viel Singer/Songwriter Sachen und bin auch etwas auf den Neofolk-Zug aufgesprungen. Dann hatte ich die letzten Jahre total den Partythrash Flash. Alle von uns haben diese Phasen. Ich denke, das ist auch wichtig für einen Musiker, um immer variabel und innovativ zu bleiben. Ob das alles dann im Songwriting zu finden ist, kann ich Dir nicht wirklich sagen. Wenn wir schreiben, dann ist das eher ne Gefühls- als ne Kopfsache. Ich denke schon, dass alle diese Einflüsse irgendwie zu finden sind, aber wir versuchen zu vermeiden, dass man klar sagen kann: „Das ist ein klarer Deathmetal-Teil und das hier ist eine Maiden-Melodie.“ Wir achten darauf, dass unsere Songs einen eigenständigen und stimmigen Gesamtsound haben.

Wie viele Jahre habt Ihr eigentlich an Eurem ersten Demo gewerkelt?

Bei uns brauchen die Songs eigentlich immer recht lange bis sie zu 100% stehen. Da sind wir von den Arrangements und den Melodien her sehr penibel. Die Aufnahmen damals waren aber recht schnell im Kasten. Alle unsere Demos oder EPs waren dazu da, um entweder an ein Label oder an Gigs zu kommen. Deshalb sehen wir diese Scheiben eher als Promowerkzeuge und die zwei Longplayer als unseren eigentlichen Output.

Das erste Album hat dann aber wohl noch länger auf sich warten lassen und hat sogar fast dieselben Lieder wie das Demo. Wieso hat es so lange gedauert, wenn nur alte Songs aufgenommen wurden?

Wie ich gerade erwähnt habe, sind die EPs und Demos vor allem für Promozwecke entstanden. So war das beim ersten Demo und bei der ´Come To Wither´–EP auch. Da wir vor 2010 noch nicht unsere ganze musikalische Energie in VANISH gesteckt haben, war unser Songwritingprozess auch nicht unbedingt der schnellste. Wir hatten durch jeweils eine Auszeit von Tommy und Pille an den Gitarren einige Line-Up Wechsel durchmachen müssen. Und vor Daniele war auch die Bass-Position eher wackelig, weil der Drummer und Ich so herrschsüchtige Arschlöcher sind. .. lacht ..
Immer wenn dann Tommy und Pille wieder in der Band waren hat es einfach funktioniert und VANISH hat gerockt. Wenn wir loslegen, dann sind wir auch sehr zielsicher.

Hat Euch wenigstens die Teilnahme bei der ‚Heavy oder was?!!‘ Talentförderung voran gebracht?

Alle diese Dinge haben uns natürlich bekannter gemacht. Jeder Gig vor 20 Leuten macht uns letztendlich bekannter und das ist das Ziel. Wir wissen ganz genau, dass wir nicht von Null auf 100 Rockstars werden. Wir wollen vielmehr langsam aber sicher zu einer festen Größe in der europäischen Metal-Community werden. Da ist jeder Schritt ein weiteres Puzzleteil. Deshalb zahlen sich diese Dinge vielleicht nicht immer sofort aus, aber bisher können wir über keinen Gig oder keine Aktion sagen, das sei ein Schuss in den Ofen gewesen.

Und später durftet Ihr auch noch einen Song zum passenden Sampler beitragen …

Es war natürlich der Hammer, unseren Song beim Bang-Your-Head Festival über die Anlage zu hören. Natürlich haben sich alle gefragt, was denn das für eine geile Band sei und sind sofort zum Soundmann gerannt. .. lacht .. Solche Dinge sind einfach für das Musikerherz eine tolle Sache. Zusätzlich hat der Samplerplatz uns natürlich viele Fans eingebracht, die uns bis heute die Stange halten. Die Metal-Community ist einfach sehr loyal. Da darf es sogar mit dem neuen Album etwas länger dauern.

Seid Ihr alle noch in anderen Bands unterwegs?

Im Moment widmen wir alle musikalische Energie VANISH. Wir sind gerade auch sehr kreativ. Unser Google Drive, wo wir unsere Songideen sammeln, platzt aus allen Nähten. 5 Songs für die neue Scheibe sind schon fix und fertig. Wir können auf jeden Fall versprechen, dass die nächste Scheibe sehr viele schneller kommen wird, wenn sie jemand hören will … lacht

Ist die Band nur ein Hobby oder eine von vielen – da in der heutigen Zeit der Lebensunterhalt kaum von einer Band bestritten werden kann?

Wir haben alle natürlich Jobs. Die meisten von uns haben studiert und arbeiten auch in ganz guten Positionen. Aber wir haben es alle eigentlich bisher ganz gut hinbekommen, die Aktivitäten zu koordinieren. Bei einem Angebot einer Welttournee mit Maiden müssten wir uns allerdings erstmal mit unseren Arbeitgebern abstimmen. Das gute allerdings daran ist, dass wir mit VANISH kein Geld verdienen müssen. Ne Band kostet einfach Geld, wenn man für die Fans ein gutes Produkt bieten will und auch cooles Merch am Start haben will.

Wieso habt ihr in 2010 eine EP aufgenommen, die nun genauso wie das neue Werk betitelt ist. Wie kam es hierzu?

Die EP war, wie vorher schon erwähnt, ein Promowerkzeug, um Labels auf unsere Musik aufmerksam zu machen. Das hat dann auch sehr gut funktioniert und wir hatten einige Angebote. Massacre Records war einfach das beste davon. Außerdem ist es schon großartig, Teil eines Labels zu sein, dessen CDs und Platten man im Schrank zuhause hat. Der Hammer! Wir sind alle einfach auch Fans, das darf man nicht vergessen. Insofern fühlen wir uns bei Massacre sehr wohl.

Wann wurde denn das neue Album aufgenommen?

Die Songs waren 2011 schon fertig und dann haben wir relativ zügig Schlagzeug und die Gitarren aufgenommen. Allerdings hatten wir da natürlich noch nicht das Netzwerk und die Hilfe von Massacre zur Verfügung. Deshalb entstand alles in Eigenregie und mit der Hilfe von unserem Co-Produzenten Axel Heckert. Leider haben wir bei den Gesangsspuren leider technische Probleme gehabt, und mussten alle Gesänge nochmal aufnehmen. Das hat uns ein paar Monate gekostet. So läppert es sich zusammen. So war das Album dann erst 2013 fertig, dann braucht natürlich Massacre noch einen Vorlauf vor dem Release und schon sind zweieinhalb Jahre vorbei.

Euer Sound ist sehr gut geraden, weder allzu modern, noch mit einem Blick zurück völlig old-school. Seid Ihr selber damit zufrieden oder wie sieht der perfekte Sound aus?

Ich denke auf ´Come To Wither´ haben wir genau den Sound getroffen, der uns ausmacht. Natürlich wird das neue Album wieder etwas anders klingen. Aber diese epische Mischung aus Härte, Melodie und Vielschichtigkeit ist uns gut gelungen. Wir wollen einfach dem Hörer und Fan ein Album geben, das nicht so schnell langweilig wird und das viel zu entdecken bietet. Diese Alben haben uns als Fans auch immer am besten gefallen. Ich entdecke heut noch neue Sachen auf meinen Lieblingsalben. Allerdings wissen wir auch, dass das unsere Musik beim ersten Hören nicht für jeden zugänglich macht. Aber einen Tod muss man eben sterben. Aber die Reaktionen zeigen, dass die Fans bereit sind, die Zeit zu investieren.

Hat sich über die Jahre hinweg Euer Stil Lieder zu komponieren geändert?

Oh ja, wir sind ja vom traditionellen Pfad etwas abgekommen und haben auch progressivere Elemente eingebaut. Vor allem im Hinblick auf die Integration von Synth, Klavier und elektronischen Sound haben wir uns weiterentwickelt und tun dies auch jetzt noch. Wir experimentieren gerade sehr viel mehr mit Loops. Ein großer Schritt war auch die Integration der 7-Saitern. Das hat uns geholfen, den Sound moderner und zeitgemäßer zu machen. Ein weiterer Meilenstein sowohl live als auch fürs Songwriting war der Schritt live mit Backing-Tracks zu spielen. Das gab uns erstens die Möglichkeit eine bessere Liveshow zu bieten und mich von den Keys zu befreien. Zweitens hat es den Songaufbau und die Vielschichtigkeit vergrößert. Wir können nun durch den Sequenzer live alles reproduzieren und Loops und Layers von vielen Sounds sind kein Problem mehr.

Fühlt Ihr Euch als Prog-Band oder seid Ihr einfach nur eine Metal Band?

Wir zucken immer etwas zusammen, wenn man uns als Progband bezeichnet, weil wir einfach viel zu schlechte Musiker dafür sind.  .. lacht .. Wir haben progressive Momente durch unsere Dynamik und die Synthesizer. Auch unsere Art zu arrangieren ist nicht immer geradlinig. Das ist schon so gewollt. Wir wollen aber auf keinen Fall durch zu vertrackte Instrumentalpassagen glänzen, das können wir zum einen nicht und es würde auch vom Song ablenken. VANISH hatte schon immer das Ziel den Song als Priorität zu haben und nicht die Demonstration der Virtuosität an den Instrumenten. Das ist uns ganz wichtig und macht die meisten Neo-Progbands auch schnell langweilig.

Da Ihr ja schon einige Jahre musikalisch unterwegs seid, könnt Ihr bestimmt die Entwicklung der Szene in den letzten Jahren kommentieren …

Die Metalszene ist gerade sehr lebendig. Für Undergroundbands, die unseren Stil spielen, ist es natürlich sehr schwer Gigs zu spielen, da man natürlich so viele tolle Bands in Deutschland hat, die mindestens genauso gut abliefern wie der Undergound. Das ist bei Punk oder Hardcore anders, weil da der Underground einen anderen Reiz bietet. Unsere Musik ist natürlich in größeren Hallen besser aufgehoben. Aber durch die neuen Medien ist der Metal sehr lebendig. Schau nur mal, wie erfolgreich die WACKEN Übertragungen bei den öffentlich-rechtlichen Spartensendern laufen. Metal ist überall und geht auch nicht weg. Genauso wie VANISH! … lacht

Wo seht Ihr Euch dabei im Moment?

Wir haben gute Kontakte, spielen viel und werden 2015 auch die einen oder anderen Festivals und Gigs mit prominenter Besetzung spielen. Da kann man natürlich viele Fans dazugewinnen und man bleibt relevant und in den Köpfen der Metalheads. Das ist wichtig. Deshalb sehen wir uns im Moment zwischen zwei Stühlen. Auf der einen Seite sind wir schon Teil der Hauptszene, aber stehen auch noch mit einem Fuß im Underground. Das ist aber gerade für die Fans eine tolle Sache. Wer jetzt auf unseren Metaltrain aufspringt, kann uns beim Großwerden zuschauen. Das hab ich beispielsweise damals bei einigen Bands in den Neunzigern mitbekommen, die danach große Nummern geworden sind. Also los ab zu VANISH, Metalheads!

Ist jetzt – nach dem Release – eine Tour in Planung oder kann man nur mit einzelnen Auftritten rechnen?

Wir haben nun einige Tourdates im November und Dezember gespielt, um das Album zu supporten. Wir gehen davon aus, dass wir einige Clubgigs im ersten halben Jahr 2015 unterbringen werden und dann werden sicherlich noch einige Support und Festival Geschichten dazukommen. Wer VANISH sehen will, hat also auf jeden Fall die Gelegenheit. Einfach auf FACEBOOK oder auf der WEBSITE vorbeischauen.

Wie sehen Eure Zukunftspläne aus oder feiert Ihr noch immer den Plattendeal … grins … ?

Mit unserem Biersponsoring durch Dinkelacker haben wir eigentlich alles erreicht, was man sich wünscht. Aber ich denke der Deal ist nur der Anfang. Wir müssen nun zeigen, dass wir abliefern können und das LIVE und im Studio. Jeder kann ein gutes Album schreiben in 10 Jahren .. lacht .. Die Leute wollen sehen, ob wir es schaffen, Konstanz zu zeigen. Und damit mein ich nicht die Stadt am Bodensee. Das ist unser Ziel. Ich bin da sehr zuversichtlich. Einige der Songs, die wir bisher fürs neue Album haben, sind die besten, die wir je geschrieben haben. Und ich weiß, dass das jeder Musiker sagt … lacht

Thanx !!

 

Kontakt:

https://www.facebook.com/vanishmetal

http://www.vanish-metal.com/de/