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JORN LANDE AND TROND HOLTER Present Dracula – Swing of Death

~ 2015 (Frontiers Records) – Stil: Melodic Metal ~


Verehrtes Publikum, Sie stehen auf Jon Oliva und sein TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA? Musicals wie „Tanz der Vampire“ und „Das Phantom der Oper“ bringen Sie ebenso in Wallung wie MEAT LOAF-, QUEEN- und ALICE COOPER-Theaterdonner? Voilà, dann können Sie bei JORN LANDEs neuestem Projekt beherzt zugreifen! Zusammen mit Gitarrist/Pianist Trond Holter (WIG WAM) hat der schwedische Sangesmeister die unsterbliche Dracula-Geschichte in ein Pomp-Metal-Gewand gehüllt und den Fokus auf den inneren Kampf des alten Transsilvaniers zwischen Liebe und Blutdurst gelegt. Herausgekommen ist eine Scheibe, die unterm Strich weit weniger kitschig daherkommt, als das Cover vermuten lässt. Mit wohlfeilem RHAPSODY-Gedudel hat dieser Melodienreigen wenig bis gar nichts zu tun. Ja, auch Fans der traditionellen Hardrock- und Metalschule Marke SAXON, DIO & THIN LIZZY könnten an ‚Swing Of Death‘ durchaus ihren Gefallen finden.

Vier Jahre haben Lande und Holter an ihrem Dracula gefeilt. Laut Lande sei das Ziel keine typische Rockoper mit Erzähler und langen Instrumentalparts gewesen, sondern ein dunkles, melodisches Rock-Album mit Songs, die schnell auf den Punkt kommen und Radiopotenzial besitzen. Bingo! Der hymnische Refrain von ‚Walking On Water‘ krallt sich schon beim ersten Hören wie eine Fledermaus im Oberstübchen fest; so eine Hitnummer würde man Biff Byford und seinen Recken mal wieder wünschen. Beim Titelsong ist der ‚Swing‘ stilistisch wörtlich zu nehmen: schmissig ohne Ende, die ideale Einstimmung auf den diesjährigen 40. Kinogeburtstag von Dr. Frank N. Furter und seinen Kollegen. Die norwegische Vokalistin Lena Fløitmoen, die sich abwechselnd als Mina und Lucy durchs Album singt und seufzt, darf ihre stimmliche Bandbreite ausgiebig präsentieren, sei’s bei der QUEEN-mäßigen Halbballade ‚Save Me‘ oder beim DIOesken ‚River Of Tears‘. Ein potenzieller Hit ist auch ‚Queen Of The Dead‘, das mit wohlplatzierten Aufreißer-Riffs und Landes Prachtstimme an WHITESNAKE erinnert, ehe Gitarrero Holter im letzten Drittel seinen Yngwie rausholt und loshobelt, bis die Späne fallen. Hier würde sich der Graf wohl in seinen Sarg zurückziehen. Wir hingegen öffnen den schweren Vorhang, singen nochmal ‚Walking On Waaaaaaaateeer‘ und pinseln mit Fledermausblut das Wertungsschild:

(7,5 Punkte)