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RIOT – Unleash The Fire

~ 2014 (Avalon/Marquee, Japan Import) – Stil: Heavy Metal ~


`Unleash The Fire` ist das erste Album von RIOT ohne ihren viel zu früh verstorbenen Bandgründer und Leadgitarristen Mark Reale († 25.01.12). Während bei vorliegender Japan-Ausgabe Joshua Block (VIRGIN STEELE, Andy Sneap-Engineer) als Produzent fungierte, war dies auf der US-/Kanada-/Europa-Ausgabe, die über SPV/Steamhammer als RIOT V veröffentlicht wird, Bruno Ravel (DANGER DANGER, WESTWORLD). Zudem zollen die Bandmitglieder mit diesem Werk an Mark Reale nicht nur musikalisch, sondern auch direkt mit den Songs `Immortal` und `Until We Meet Again´ ausgiebig Tribut und gedenken ferner der weiteren verstorbenen ehemaligen Mitmusiker Rhett Forrester († 22.01.94) und Guy Speranza († 8.11.03). Aber auch die mittlerweile fast schon als symbolisch zu bezeichnenden Worte `Shine On` werden in drei Liedern gerne gebraucht.

Der Angst, dass RIOT nach dem Tod von Mark Reale zu einer eher harmlosen und unwürdigen Cover-Band verkommen würde, konnte die Band zwar schon durch viele hervorragende und adrenalinhaltige Live-Auftritte entgegen wirken, doch mit diesem Album sind sie das noch viel größere Wagnis eingegangen, mit neuen Songs womöglich das Lebenswerk von Reale zu beschädigen. Aber diese Gefahr besteht glücklicherweise nicht, denn RIOT anno 2014 legen auf `Unleash The Fire´ mit derselben high-energy los, mit der sie auch die Live-Konzerte bestritten haben. Die ersten drei Songs `Ride Hard Live Free´, ´Metal Warrior´ und ´Fall From The Sky` blasen den Hörer mit der erhofften Power und dem vertrauten RIOT Sound förmlich um. Mike Flyntz, immerhin seit `Nightbreaker` mittlerweile über 20 Jahre dabei, und Nick Lee liefern eine hervorragende Gitarrenarbeit ab und Todd Michael Hall erbringt den letzten Beweis, den er eigentlich schon ausgiebig auf den Bühnenbrettern belegt hatte, dass er nach dem erneuten Abgang von Tony Moore die richtige Sängerwahl war. Jedoch hat die Band nach diesen Songs noch längst nicht ihr Pulver verschossen, denn mit dem JUDAS PRIEST-lastigen ´Bring The Hammer Down´ und dem Titelstück, das die Lied-Sammlung mit Fire-/Desire-Reimen wachsen lässt, geht es recht glanzvoll weiter. `Land Of The Rising Sun´ ist selbstredend den japanischen Fans gewidmet und `Return Of The Outlaw´ lässt selbstverständlich den alten Hard-Rock des Songs von `Fire Down Under´ aufleben. Während `Kill To Survive` mit seinen Drums und seiner eingängigen Melodie ziemlich nah am Euro-Metal kratzt, erfreuen nochmal `Immortal´ und insbesondere das schnelle `Fight Fight Fight´ den Hörer. Beim superben ´Take Me Back´ entsteht sogar, auch durch den Gesang von Hall, ein echtes SCORPIONS-Feeling und der Abschluss ´Until We Meet Again´, an dessen Ende einige Worte von Mark und sein Lachen zu hören sind, wird nicht wenigen Menschen Tränen in die Augen treiben.

Ob RIOT oder RIOT V – der Krieger mit Robben-Kopf darf hier siegreich seinen stählernen Arm gen Himmel strecken.

(8,5 Punkte) Michael Haifl

 

So, hier isses! Zwar erst einmal nur in Japan veröffentlicht, aber es ist das Album, auf das echte RIOT Nasen schon lange warten. Dass sich RIOT (in Japan) nicht mehr RIOT V nennen, sondern nur noch RIOT (wie das Cover klarstellt) ist zwar verwirrend, aber auch egal. Das Album ist warm und angenehm produziert, vielleicht ein Quäntchen zu zahm … zumindest empfinde ich das nach ein paar Durchgängen. Der Sound ist generell schon geil, aber wenn man das Livegewitter der Band kennt, dann möchte man fast schon schreien, mehr Druck auf den Gitarren.

`Unleash The Fire` kann man locker zwischen `Nightbreaker` und `Thundersteel` platzieren, ohne rot zu werden. Die Gitarrenarbeit ist rasiermesserscharf und durchdringt die Atmosphäre wie ein Laserstrahl. Zwischen tighten Mid-Tempo-Groovern und ziemlich schnellen Krachern findet sich auf dem Album alles, was man von RIOT zwischen 1988 und 1993 in die Gehörgänge gepumpt bekam. Die Tracks leben in einer griffigen Eintracht aus Melodie, Heavyness und fetten Riffwänden. Zudem der unglaubliche Gesang von Todd Michael Hall, der über allem steht. Wie schon einmal erwähnt, Todd ist aktuell einer der besten und ausdrucksstärksten Sänger schlechthin und auf diesem Album stellt er es mehr als deutlich unter Beweis.

Die 12 Songs plus der Live-Bonus-Track `Thundersteel` vom Metal Assault Auftritt (aufgenommen von streetclip.tv, aber leider nicht im Booklet der Jap. Pressung vermerkt) laufen rein wie Öl. Und dennoch reicht es nicht für die Höchstnote, weil zwei/drei Songs doch etwas zu banal ausgefallen sind. Das wäre zum einen `Fight, Fight, Fight`, der brillant beginnt, aber durch diesen doch doof klingenden Refrain „Fight, Fight, Fight“ fast schon gekillt wird, weil das wie bei DSCHINGHIS KHAN nach „Hey, Hey, Hey“ klingt … Nebenbei bemerkt, ist das der schnellste Song des Albums. Mit der Halbballade `Until We Meet Again` tue ich mich auch schwer. Sauber gespielt, toll gesungen … aber doch irgendwie nichtssagend. `Immortal` ist auch etwas belanglos. Ansonsten fackelt dieses Album einem die Ohren ab.

`Unleash The Fire` ist in seiner Gesamtheit der erwartete Hammer geworden und läuft, was in der VÖ-Flut schon was heißen will, hier seit Tagen. Schon jetzt eines der Top 10 Alben des Jahres 2014.

(9 Punkte) Jürgen Tschamler