PlattenkritikenPressfrisch

JUDAS PRIEST – Redeemer Of Souls

~ 2014 (Sony Music) – Stil: Heavy Metal ~


„So lay me down, lay me to rest, it´s over now ´cause I know, it´s the beginning of the end“ – Ist das Ende nah?

Dass JUDAS PRIEST nach dem Flop von `Nostradamus` auf Nummer sicher gehen würden, war irgendwie logisch. Dass die Erwartungshaltung der Fans und Presse dementsprechend hoch sein würde, war ebenfalls klar. In seiner Gesamtheit entspricht `Redeemer Of Souls` sicher weitgehendst den Erwartungen, denn man liefert Songs, die die typischen PRIEST Trademarks umfassend erfüllen.

Die Gitarren haben wieder den klassischen Sound, Halford singt wie man ihn liebt, auch wenn man seine Zweifel haben darf, ob das live auch noch so gut funktioniert. Eine Handvoll Songs des Albums ist hervorragend, ein paar Tracks ganz okay, und gefühlt knapp die Hälfte des Albums sind allerdings Stangenware, sprich Füller. Wenn ich vorher schrieb, dass das Album weitgehendst den öffentlichen Erwartungen entspricht, ist das aber aus meiner ganz persönlichen Sicht etwas zu wenig. Wir sprechen immerhin von JUDAS PRIEST! Da darf man nach sechs Jahren Wartezeit schon einen echten Hammer erwarten.

Was mich aber richtig erschreckt, ist der teils matschig klingende Sound. Gut, ich habe sicher keinen High-End-Dreher und das dazugehörende Material, aber oberes Mittelfeld wird damit schon abgedeckt. Und im Vergleich zu vielen Veröffentlichungen der letzten Zeit fällt die PRIEST da doch kräftig zurück. Das nimmt gerade im Gitarrenbereich einiges an Druck, speziell bei den etwas schnelleren Stücken könnte die Gitarrenpower kräftiger sein, weil die Riffs eigentlich angenehm heavy sind. Die Songs selbst sind teils mit äußerst banalen, kitschigen Refrains ausgestattet, sprich tausendmal gehört und nix passiert… Einer der absoluten Tiefpunkte: die Langweiler Ballade `Beginning Of The End`. Unfassbar schlecht. Dabei fängt die Platte mit `Dragonaut` und dem Titeltrack ganz vielversprechend an. Auch das treibende `Halls Of Valhalla` weiß zu gefallen und ist einer der Höhepunkte. Nix innovatives, sondern das, was man von PRIEST erwartet. Satte Rhythmussektion, stampfender Takt und die Halford-typischen Gesangsnuancen. Dennoch bleibt das Gesamtpaket recht fettarm und wenig beeindruckend. Kein Überfliegeralbum ist die derzeitige Einschätzung, aber das hatte man von `Point Of Entry` damals auch gesagt und inzwischen ist es eines der stärksten PRIEST Alben. Ich kann mit dem Album leben, auch wenn 50 Prozent der Songs wenig Begeisterung hervorrufen. (JT)

„So lay me down, lay me to rest, it´s over now ´cause I know, it´s the beginning of the end“ – Ist das Ende nah?

Machen wir’s so kurz und schmerzlos wie möglich: Dieser „Erlöser der Seelen“ löst bei mir keine sonderliche Begeisterung aus. Zu sehr auf Nummer sicher kommt das steril produzierte Material der Rundreise durch die eigene Diskographie daher, als dass von einem wirklich starken JUDAS PRIEST-Album die Rede sein könnte.

Klar: Einen Großteil der 13 Songs des regulären Albums kann man sich mit etwas gutem Willen schönhören, bzw. -saufen, auch nüchtern betrachtet sind Kompositionen wie der flotte Opener ‚Dragonaut‘, das ritterlich-schreitende ‚Sword Of Damocles‘, die Hendrix-Verbeugung ‚Crossfire‘ oder das von flotten Rhythmusgitarren getriebene ‚Metalizer‘ über dem Niveau des Vorgängers ‚Nostradamus‘ anzusiedeln. Trotzdem bleibt unter dem Strich – die fünf netten Bonustracks der Deluxe-Version eingeschlossen – ein zwiespältiger Gesamteindruck. Sollte es das tatsächlich gewesen sein mit der PRIEST’schen Studiokarriere, wird das Spätwerk der Band keine Rolle in den historischen Nachbetrachtungen spielen. Was jetzt aber bitte kein Aufruf zu einer Rick-Rubin-Kollaboration sein soll … (LK)

„So lay me down, lay me to rest, it´s over now ´cause I know, it´s the beginning of the end“ – Ist das Ende nah, so wie es JUDAS PRIEST im Abschlusslied `Beginning Of The End´ verkünden? War es das jetzt endgültig? Ist `Redeemer Of Souls` das letzte Studioalbum der Legende?

Nein, denn der Die-Hard-Supporter wird mit dem Kauf der Special-/Deluxe-Edition am Ende der Bonus-CD im Lied `Never Forget` aufgeklärt: „We´ll play on, till the end, it´s not over, not over my friends, we are together tonight, reunited for all of our lives, and we thank you for it all, we will never forget“. Es ist also noch nicht vorbei – JUDAS PRIEST spielen bis zum bitteren Ende weiter. Bis der Metal-God die Apokalypse und damit das endgültige Ende setzt. Das Ende setzt man sich selber, erst recht als Metal-God.

Gleichwohl setzt `Redeemer Of Souls` weder einen Markstein in der langen Diskographie, noch sollten die Jünger bahnbrechende Lieder oder Songideen erwarten. Es ist einfach nur ein neues Album von JUDAS PRIEST. Trotz der sechsjährigen Verschnaufpause, die den grauen und kahlköpfigen Herrschaften des Heavy Metals zugestanden werden kann, haben sich die Herren letztlich wohl einfach nur zusammengefunden, um ein paar Songs in altbewährter Manier zu komponieren. Ob als Ergebnis der musikalischen Zusammenkunft großartige Lieder herauskommen, ist leider nicht zu beeinflussen. Problematisch ist für eine Legende wie PRIEST oftmals die Tatsache, dass die Nachahmer wie zuletzt AMBUSH, RAM oder PRIMAL FEAR, zwar ebenfalls überhaupt keine Neuerungen präsentieren können, aber zumindest oftmals besseres Liedgut vorweisen können, als es das Original heutzutage noch kann.

„We come together, showed the world just how we feel.“ – Ein Seelenstrip vermag das neue JUDAS PRIEST Album aus lyrischer Sicht zumeist ebenso nicht sein, widmet man sich doch Themen, die nicht nur die Band selber, sondern der gesamte True-Metal-Bereich in den letzten Jahrzehnten ausgiebig beackert hat. Die Songideen selber beackern auch einige Felder, die die Band in den letzten Jahrzehnten bestellt und kultiviert hatte. Hier werden nicht nur Felder aus jüngeren Zeiten – wenn der `Hell Patrol´-Rhythmus vorbeizieht und `Metalizer` selbstreden kein neues `Painkiller´ ist – sondern zudem die 80er-Zeiten ebenfalls nicht vernachlässigt. Der Metal-God singt freilich nicht mehr nur in den höchsten Tonlagen – in der einen, einmalig gesungenen Text-Zeile „Halls Of Valhalla“ des gleichnamigen Liedes wagt er sich ohne größere Verletzung in diese Höhenlagen -, muss aber sogar zuweilen ohne diese auskommen, wenn beinahe OZZY OSBOURNE-mäßiges Material – wie zu `No More Tears´-Zeiten – in `March Of The Damned´, aber auch in `Creatures` – nein, kein KISS-Cover, trotz „Creatures of the night“-Textzeile – angestimmt wird. In `Snakebite` und `Creatures´ klingt die Band dann tatsächlich wie KISS oder gerne auch ALICE COOPER, während der atypischste Song `Crossfire´ keine DIE KRUPPS-Coverversion, sondern ein eher mit JIMI HENDRIX (für den Junghörer auch gerne mit LENNY KRAVITZ) zu assoziierendes Lied geworden ist. `Dragonaut` hat wenigstens am Anfang des Albums ein schönes Solo anzubieten, während im weiteren Verlauf die gern gehörten Duelle zwischen Tipton/Downing schwer vermisst werden – von einem glorreichen Gitarrenduo Tipton/Faulkner ist heutzutage gar nichts Bemerkenswertes zu vernehmen. Interessanterweise ragt auch kein einziger Song ungemein heraus, was bedingt für die durchgehende Stärke des Albums spricht, so dass es für den Alben-Hörer, also den Musikliebhaber und Connaisseur per se, und nicht den Single-Hörer ausgerichtet ist.

„We´ll play on, till the end, it´s not over, not over my friends, we are together tonight, reunited for all of our lives, and we thank you for it all, we will never forget“ – `Never Forget´ ist zum Abschluss die ersehnte oder gar befürchtete Ballade. Zwar nicht so tränenrührend wie eine OZZY-Ballade, aber fast mit dem gleichen Sprechgesang ausgestattet wie weiland `Wind Of Change´. Immerhin sorgen `Redeemer Of Souls´, `Dragonaut` und `Halls Of Valhalla` für einen bemerkenswerten Einstieg in das Album, doch dürfen in der Folge gerade Songs wie ´Battle Cry` nicht als Sternstunden angesehen werden, denn die Stärke des Albums, der gebotene Qualitätsstandard, ist selbstredend auf einem niedrigeren Niveau als vor zwei bis drei Dekaden angesiedelt. (MH)

„This is just farewell and not goodbye my friends.“

 

Jürgen Tschamler (JT): 6,5 Punkte

Ludwig Krammer (LK): 6,5 Punkte – in Relation zum Gesamtwerk

Michael Haifl (MH): 7 Punkte