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STEEL PROPHET – Omniscient

~ 2014 (Cruz Del Sur Music) – Stil: Heavy Metal ~


Wir haben 2014 – und alles wird gut. STEEL PROPHET haben die zehnjährige Durststrecke ohne Album-Release überwunden – und Mastermind Steve Kachinsky hat mit Rick Mythiasin die zwischenzeitlich abhanden gekommene Stimme der Band – eine DER US Metal-Stimmen obendrein – wieder an Bord.

Interessanterweise hat die Band über eineinhalb Jahre für die Aufnahmen, die mittlerweile auch schon wieder ein Jahr zurückliegen, benötigt. Gleichwohl lohnt sich jeder Tag des Wartens, sollten die Propheten zumindest an ihre letzte große Phase – die gelb-grün-braune-Phase – anknüpfen können. Diese Phase zwischen 1999 und 2001 – mit dem „gelben“ (`Dark Hallucinations`), dem „grünen“ (`Messiah`) und „braunen Album“ (`Book Of The Dead`) – war ein grandioser, höhepunktreicher Zeitraum für die Band, denn drei Klassiker hintereinander – in nur drei Jahren – haben in der Regel nur Bands in den 70er Jahren erschaffen.

Mit ´The Tree Of Knowledge´ (> The Tree Of Life) und ´Through Time And Space´ (> Soaring Through Time) haben sie zwei Kracher in der vorderen und hinteren Hälfte platziert, während das break- und temporeiche Eröffnungs-Doppel ´Trickery Of The Scourge´ (> The Prophecy) und ´When I Remake The World (A Key Flaw)´ (> I Could Change It Or Remake It) gleich am Anfang die Maßstäbe ganz weit nach oben schiebt. Mythiasin singt wohl nicht mehr nur in den höchsten Lagen, dafür hält er jedoch einige außergewöhnliche Melodielinien bereit. Selbst der merkwürdige Titel ´666 Is Everywhere (The Heavy Metal Blues)´ hält glücklicherweise keinen Ausbruch aus dem metallenen Rahmen parat, ist aber gleichzeitig auch nicht als Höhepunkt zu werten. Mit ´Oleander Deux´ und dem instrumentalen ´Call Of Katahdin´ wird noch einmal das ´Oleander´-Thema von `Book Of The Dead´ etwas ausgeschlachtet. Während es im Textkonzept des Albums bei den Songs ´911´ (> Perpetuating Fear And Lies) – nein, es dreht sich nicht um ein vierrädriges Sportgefährt – und ´Aliens, Spaceships And Richard M. Nixon´ nicht nur dem Titel nach um die zu erwartenden Themen geht, können sich die Songs ´Chariots Of The Gods´ (> Behind A Mask) sowie ´Funeral For Art´ (> Shame And Secrecy) in die Reihe der Band-Prachtstücke einordnen. Die letzten zwei Lieder – die QUEEN-Coverversion ´Bohemian Rhapsody´ und ´1984 (George Orwell Is Rolling In His Grave)´ – können letztlich nur als Bonus angesehen werden. Der Klaviersound klingt bei ´Bohemian Rhapsody´ noch recht ansprechend, während sich Mythiasin stimmlich teils krächzend durch die anspruchsvollen Gesangsparts schleppen muss, spielt Kachinsky überragend den Brian May, doch der große Chor-Gesangspart lässt den Hörer aufgrund der schiefen Stimmen schaudernd, lachend oder mitleidend, zurück.

Wir haben `Omniscient` – und alles ist gut. STEEL PROPHET haben ein würdiges Album herausgebracht – und können sich vom Niveau her hinter der gelb-grün-braunen-Phase respektabel platzieren.

(8 Punkte)