PlattenkritikenPressfrisch

SHADOW HOST – Apocalyptic Symphony

2013 (Metalism Records) – Stil: Power/Thrash Metal


Asche auf mein Haupt! Da ist seit einem Vierteljahr ein solch vorzügliches Metal-Album auf dem Markt, und erst jetzt bin ich über drei Ecken darauf aufmerksam geworden. Zehn Hördurchgänge nach Erstkontakt steht mein Urteil in Silizium gemeißelt: Wer’s knusprig-melodisch nach Bay-Arena-Art mag, der muss sich SHADOW HOST ins Haus holen! Besser als auf ‚Apocalyptic Symphony‘ sind die Stärken von HEATHEN, FORBIDDEN und alten TESTAMENT lange nicht mehr auf den Punkt gebracht worden, ohne Plagiats-Alarm auszulösen. Ja, die Fünf Mannen aus Moskau haben’s drauf.

Richtig gelesen: Russen. Aber – um Reflexen vorzubeugen – keine Politaktivisten, auch wenn Bandgründer und Hauptsongwriter Alexey Arzamazov von Korruption, Umweltzerstörung und Burn-Out bis hin zu (religiösem) Extremismus kein sozialkritisches Thema auslässt, und in ‚Treason‘ durchaus aktuellen Interpretationsspielraum bietet:

„A man of power with a strong twisted mind
Corrupted and ill to the core
Illegitimate leader crowned by fools
I don’t wanna see you no more.“

Nein, nach lupenreiner Demokratie klingt das nicht. Und auch musikalisch ist Angriff angesagt. Vom eröffnenden ‚Lunacy Divine‘ bis zu ‚Guardians Of The Wretched‘ feuern SHADOW HOST sechs Uptempo-Nummern in Serie ab, die bei jedem Freund gepflegter Thrashkost direkt ins Glückszentrum treffen. Keine Übertreibung: Kompositionen wie das galoppierende ‚Blinded By Greed‘, das im Mittelteil an METALLICAs ‚Blackened‘ angelehnte ‚Empty Eyes‘ oder das fickrig-rasende ‚Silent Killing‘ sind überzeugender als alles, was oben genannte Pioniere in den letzten zehn, fünfzehn Jahren veröffentlicht haben.

Ihre Power-Metal-Vergangenheit merkt man SHADOW HOST am ehesten beim gedrosselten ‚Divide And Rule‘ an. Hier erinnert die Melodieführung dezent an RAGE, auch HELSTAR oder PYRAMAZE kommen einem in den Sinn, vor allem weil Sänger Alexey Markov ähnlich phrasiert wie Matt Barlow.

Richtig heftig wird’s beim anschließenden ‚Reborn In Hate‘, wo SHADOW HOST in SLAYER/SACRIFICE-Gefilden wildern, ehe ‚Apocalypse Within‘ zum Abschluss noch mal ein Ausrufezeichen in Sachen Melodic-Thrash a la Hetfield/Peterson setzt.

Aus dem (Qualitäts-)Rahmen fällt lediglich die an vorletzter Stelle platzierte Baukasten-Halbballade ‚Seeds Of Sorrow‘ mit ihrem etwas zu sehr auf Hymne getrimmten Refrain. Ein zu verschmerzender Makel, den jüngere Hörer vielleicht gar nicht als solchen wahrnehmen werden.

Alles in Allem ist ‚Apocalyptic Symphony‘ ein druckvoll produziertes und angemessen gestaltetes Spitzenalbum einer seit 1993 (!) aktiven Band, deren Backkatalog (vier Alben, drei EPs) es zu entdecken gilt. Und was Live-Auftritte angeht… – nun, da werden Experten vom Schlage eines Oliver W. längst wissen, was zu tun ist.

(8 fette Punkte)

 

BANDCAMP BAND