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WITHERSCAPE – The Inheritance

2013 (Century Media Records) – Stil: Düster-Prog-Metal


Dan Swanö ist zurück! Und wie! Bei seiner Rückkehr hat er sogar ein ganzes Potpourri an Stilen aus seinem bisherigen Schaffen unter einen Hut gebracht. Mit seinem Partner-In-Crime Ragnar Widerberg, der für Gitarre und Bass zuständig war, während Swanö den Gesang, die Drums und vor allem auch die Keyboards eingespielt hat, wurde die Band WITHERSCAPE aus der Taufe gehoben. Dazu hat man für `The Inheritance` eine Geschichte kreiert, die von Paul Kuhr (NOVEMBERS DOOM) ersonnen wurde, die den Schöpfern des Albums zwar die Möglichkeit gibt, ihr neues Werk als geniales Konzept-Album zu verkaufen, doch diese effekthaschende und marktschreierische Maßnahme hat man gar nicht nötig, da alle Songs auch einzeln für sich bestehen können.

Zwar ist nicht jedes Lied ein Hit, aber das ist bei solch einem progressiven Werk auch gar nicht im Sinne des Erfinders gewesen; doch jedes Lied erstrahlt zumindest prachtvoll im Glanze des Lichtes. So ein ganz großes Lied, mit einem eingängigen Charakter, hat Swanö diesmal jedoch nur einmal mit `Dead For A Day` auf das Album bannen können. Dafür geht dieses dem Hörer, mit seinen akustischen Strophen und seinem harten und gegrowlten, aber melodischen Refrain („Blood on the lips of his mother, dead for a day, she warned him that this day would come, dead for a day, feeling he doesn’t know who to trust, dead for a day, sin for his heart is the color red, dead for a day“) nicht mehr aus dem Kopf. Der Prog-Connaisseur muss sowieso zumindest bei der Hälfte des Gesangs mit Growls vorlieb nehmen, obwohl die Musik nie echter alter Death-Metal ist, wie aber auch schon Swanös EDGE OF SANITY zuletzt nicht mehr für den Old-School-Death-Metaller geeignet war. Dazu kommt die Prise Melancholie, wie man es von Swanös anderer Baustelle NIGHTINGALE her kennt; außerdem noch ein Schuss Prog-Rock, wenn die Keyboards vereinzelt richtig fett und vordergründig eingesetzt werden (man denke an Swanös Projekt MOONTOWER) und bei den Gitarren eine große Portion Prog-Metal, der an die heutigen SYMPHONY X – in solchen Passagen sogar vom Gesang her – erinnert.

Leider ist das Album mit seinen acht Songs plus Outro äußerst kurz gehalten, doch zum Abschluss gibt es noch einen Kracher mit `The Wedlock Observation` („He’s falling to pieces, he falls to the ground, and he prays it’s a dream, he’s dying in silence, he’s dying to see her again“) zu verzeichnen. Das Album kommt in einem schönen Hardcover-Digipack mit einer gewohnt superben künstlerischen Arbeit von Travis Smith auf den Markt. In dieser Variante sind auch zwei Bonus-Tracks enthalten und zwar `The Last Rose Of Summer` (JUDAS PRIEST, von `Sin After Sin´) und `A Cry For Everyone` von den britischen Prog-Königen GENTLE GIANT. Ein wunderbares und hochklassiges Album, das zwei bis drei Punkte über dem letzten Erguss von OPETH anzusiedeln ist und sich aktuell ein `Kopf an Kopf`-Rennen mit EXTOL liefert.

(Fette 8 Punkte)