PlattenkritikenPressfrisch

MANILLA ROAD – Mysterium

2013 (ZYX Music/High Roller Records) – Stil: Epic Metal


`Mysterium` leitet für MANILLA ROAD einen neuen Frühling in der schon lange andauernden Bandgeschichte ein. Einen Frühling, der die Knospen der Muse sprießen und auf einen heißen, noch großartigeren kommenden Sommer hoffen lässt. Und die Worte, die dem Hörer in mehreren Songs entgegen schallen („If you believe, that all your dreams, shall be fulfilled, you will achieve, what you can be, do what thou will”), sind keine gebrechlichen Durchhalteparolen, sondern die weisen Worte gestandener Männer mit einem festen Glauben („Search ‚til the end of all time, if I must, I’ll never give up my beliefs, carry the torch, ‚til my life turns to dust, never let go of my dreams, no, I never let go of my dreams, still, I believe”). Nach der Neubesetzung im vorletzten Jahr an Bass und Drums (mit Joshua Castillo und Andreas Neuderth), erscheint nun zwei Jahre nach `Playground Of The Damned` das neue Werk. Und dieses Werk kann mit einer nicht gerade allzu schlechten, aber doch typischen MANILLA ROAD Produktion, endlich wieder an die glorreichen Tage Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger anschließen. Vergessen sind etliche Versuche der Vergangenheit die Songs in vertrackterem und progressiverem Ausmaße zu gestalten. Die Folge waren dann oft langweilige und im gleichen Maße spannungsarme Lieder. Doch nun sind die Krieger wieder auf den rechten Pfad gelangt und genießen den Frühling. Und deren Anhänger können sich an `Mysterium` ebenfalls ergötzen. Zum Entzücken ist auch die Vinyl-Version, vorzugsweise in gelbem Vinyl. So gelb wie die gelb-grüne Sonne, die hinter dem Reiter (der trotz Skelettschädel einen stolzen Bartwuchs hat) am Firmament auf dem Cover des Albums prangt. Schnaubend, wie das Pferd des Reiters, setzt die Nadel auf dem Plattenteller in der Rille auf und lässt das Album mit ´The Grey God Passes` gleich mit einem kleinen Epic-Song spannend beginnen. `Stand Your Ground` („Defenders of the clans, onward we ride hell bound, come down from the highlands, for freedom stand your ground”) lässt darauf als kurzer Nackenbrecher das Tempo und auch das Niveau emporschnellen. Danach folgt die schöne Halbballade `The Battle of Bonchester Bridge´. Aber weder `The Hermitage` noch das doomige `Do What Thou Will` sind die erhofften kolossalen Werke. Erst das flotte `Only The Brave` schwingt sich als Abschluss der A-Seite zum Highlight auf („If we must all go down in flames, we’ll go down fighting in thor’s name, we’ll ride the thunder to the grave, wielding death by the hammer, glory comes only to the brave”). Die erste Seite des Vinyls war also schon ganz gut, aber erst die zweite Seite des schwarzen Runds setzt wieder einmal Maßstäbe und hat nur neue Klassiker zu bieten. Der Kracher `Hallowed Be Thy Grave` eröffnet gleich den Reigen und wird hernach vom ungewöhnlichen `The Fountain` abgelöst. Nur mit Akustikgitarre und Gesang zeigt der Song eine ganz neue Seite von MANILLA ROAD. Ein Wahnsinns Song, der augenscheinlich beweist, dass MANILLA ROAD auch heute noch jederzeit für Überraschungen gut sind. Nach einem eher Synthesizer-lastigen Instrumental folgt zum Abschluss mit dem Titelsong ein wahrer Epic-Metal-Song, der sich ganz bestimmt nicht in Langeweile suhlt, sondern grandios in seinen Parts die Spannung steigern kann. Allein die Songs ab `Only The Brave` verdienen die Höchstnote, doch die Lieder zuvor können mit diesem Niveau nicht ganz mithalten. Gleichwohl haben die Krieger von MANILLA ROAD noch einige Sommer vor sich und so warten wir auf den heißen Sommer, wenn uns die Kämpfer noch prächtigere Epen in einem neuen Meisterwerk und Klassiker triumphierend vortragen werden. Einstweilen laben wir uns an `Mysterium`.

(Fette 8 Punkte)