Redebedarf

SUBSCRIBE

Ungarn`s bestgehütestes Geheimnis


Selten spielt eine Band solch einen erfrischend vielfältigen Stil. Selten auf einem solch durchgehend hohen Niveau. Selten ist eine Band geradezu progressiv im modernen Metal unterwegs. Die ungarische Band SUBSCRIBE schafft dies aber mit ihrem letzten Werk `Bookmarks` spielend. Also musste schleunigst ein Interview her und der äußerst redselige Sänger Balint Csongor war somit der auserwählte Gesprächspartner.

Balint, da Ihr bisher in Deutschland doch sehr unbekannt seid, kannst Du uns doch einfach mal alle Bandmitglieder vorstellen und uns erzählen wie alles begann:

„Das wichtigste über die Beziehung innerhalb von SUBSCRIBE ist, dass wir alle Freunde sind, und dies schon seitdem wir kleine Kinder waren. 1999 haben dann einfach 5 Jungs an der High School gemeinsam eine Rockband gegründet. Ein Jahr später habe ich mich ihnen angeschlossen. Eigentlich konnte praktisch keiner von uns sein Instrument spielen (lacht). Wir entschieden uns einfach, anhand der Tatsache, wessen Vater ein altes Drumkit oder eine Gitarre auf dem Dachboden hatte, welches Instrument von wem gespielt wird. Aber was wir hatten, war die Liebe zueinander, zur Musik und das gemeinsame Ziel vor Augen. Das ist es auch, woran es den heutigen Gruppen meiner Meinung nach mangelt. Als dann die Jahre seitdem so vorbeizogen sind, konnte sich jeder von uns sein Leben so gestaltet, dass die Musik trotz allem im Fokus blieb. Miklos, unser Bassist, wurde zum Beispiel der Manager von unserer (und vielen anderen guten) Bands bei MMMBookings. Atish, unser Gitarrist, wurde Sound-Techniker und nahm unsere drei letzten Alben in den Supersize-Studios auf und produzierte sie. Tamas, unser Rhythmus-Gitarrist editiert Videos für andere Bands. Attila und ich selbst geben Musikunterricht und komponieren und produzieren andere Gruppen. Unser anderer Sänger Mate ist der einzige von uns, der einen anständigen Job hat. Er ist Ingenieur bei IBM, aber es ist ziemlich hart für ihn, seine zwei Leben zu führen.“

Wie bist Du denn im Jahre 2000 zur Band gestoßen?

„Ich hatte eine Band um 1998 herum, die recht populär in der Budapester Underground-Szene war. Ihr Name war CRYFUL LIFE. Wir spielten experimentellen NuMetal. Klingt rückblickend ziemlich seltsam (lacht). Die anderen Jungs von SUBSCRIBE (damals noch unter dem Namen THC) liebten meine Band. Sie waren jede Nacht bei unseren Gigs im Mosh Pit. Manchmal waren die Jungs auch unsere Vorgruppe, so dass wir gute Freunde wurden. Dann fragte Tamas eines Tages, ob ich mich nicht gerne ihnen anschließen würde, weil der andere Sänger Mate damals so schlecht war (lacht). Aber ich sagte ab, weil nicht nur Mate, sondern die ganze Band damals schrecklich war. Nach einem Jahr spielten wir mal wieder zusammen, und da sie mittlerweile so gut waren, wollte ich mich ihnen nun anschließen. Als auch noch Mate als Sänger richtig gut wurde, hatten wir zwei Sänger.“

Bist Du schon immer „nur“ der Sänger, oder spielst du auch selber Instrumente?

„Zuerst war ich Gitarrist, das Singen kam erst später. Aber ich benutze heutzutage meine Gitarre noch immer. Ich spiele zum Beispiel ein paar Soli auf den Alben, und ich schrieb das dritte von den neuen Liedern. Ich bin ein Schlafzimmer-Gitarrist. Außerdem kann ich trommeln. Wenn man seit 14 Jahren Musik macht, kann man eigentlich jedes Instrument zumindest ein bisschen spielen, aber man sollte vorsichtig sein und nicht gleich daraus eine Solo-Platte machen (lacht).“

Was sind Deine eigenen musikalischen Einflüsse?

„Mein größter Einfluss war QUEEN, wegen ihnen habe ich angefangen Musik zu spielen. Großen Einfluss haben aber auch RAGE AGAINST THE MACHINE, TOOL, DEFTONES, AT THE DRIVE-IN, THE MARS VOLTA, THE DILLINGER ESCAPE PLAN und COHEED AND CAMBRIA hinterlassen.”

Und Bands wie BILLY TALENT oder BULLET FOR MY VALENTINE nicht?

„Nein, nicht wirklich. Wir haben die nie richtig gehört. Wenn es da Gemeinsamkeiten geben sollte, dann nur weil sie wohl auch mit denselben Sachen wie wir aufgewachsen sind (grinst).“

Gibt es spezielle Gruppen aus Deinem Heimatland, die Dich beeinflusst haben?

„Die Band ÓRIÁS sind meine Favoriten. Sie singen in Ungarisch, aber Peter Egyedis Texte sind so einzigartig und faszinierend, so dass ich alleine wegen ihm eigene Texte in Ungarisch geschrieben habe.“

Von welchen Gruppen sind denn Deine anderen Bandmitglieder beeinflusst?

„Ich zähl dir mal eine paar extremere Sachen auf, die nichts mit Rock Musik zu tun haben, aber vielleicht erklären, wieso unsere Musik so vielfältig ist. Zum Beispiel: BEASTIE BOYS, WEATHER REPORT, INFECTED MUSHROOM, MATISYAHU oder auch PINK FLOYD.“

Wie würdest Du den Stil der Gruppe einer fremden Person beschreiben?

„Wir spielen eklektischen modernen progressiven Rock. Wenn jemand mit dieser Beschreibung nichts anfangen kann, sage ich, dass wir in etwa wie FRANK ZAPPA mit LETLIVE und SYSTEM OF A DOWN vermischt spielen. Wenn das dann immer noch nicht klar ist, sage ich, der Stil ist wie bei METALLICA. Und wer METALLICA nicht kennt, mit dem habe ich sowieso nichts zu bereden.“

Wie kommt überhaupt dieses große Spektrum an Stilen bei Euch zustande?

„Trotz unserer ähnlichen musikalischen Roots, kommen wir alle aus verschiedenen Richtungen. Unser Bassist ist ein großer Funk- und Jazzfanatiker, ich höre zudem viel Reggae und HipHop, und durch den Einfluss meiner Mutter höre ich auch viel Folk. Wir alle lieben auch elektronische Musik und alle Arten der progressiven Musik, die keine gewöhnlichen Liedstrukturen aufweisen. In der Musik mag ich die unerwarteten Momente, Änderung von Stimmungen, und ich teile die Meinung von Bela Bartok: „Der wichtigste Teil in der Musik ist der Break“.“

Gerade der Song ´Anxiety Found Shape In Contradictions – Act III. The Final Relief `erinnert mich an SYSTEM OF A DOWN, kannst du dem zustimmen, oder liege ich mit meiner Einschätzung völlig daneben?

„Lustig, dass du gerade den Song ansprichst, denn das ist mein Lieblingssong, besonders von einer von denen, die ich nicht geschrieben habe. Aber der Song erinnert mich mehr an LETLIVE, CAVE-IN oder TOOL, weniger an SOAD. Aber es ist wahr, dass diese vier Bands einen großen Einfluss auf uns Ende der 90er hatten. Inspiration ist auch gut, wenn sie instinktiv geschieht (grinst).“

Hört Ihr auch ältere Gruppen aus dem progressiven Sektor oder woher kommt dieser „progressive“ Einfluss in eurem Sound?

„Ja, natürlich! Wir sind alle Fans von PINK FLOYD und QUEEN. Aber wir lieben auch RETURN TO LOVE und KING CRIMSON. Aber der größte Einfluss in diesen ungeraden Rhythmen kam wohl für uns von TOOL.“

Gerade die beiden letzten Songs auf „Bookmarks“ sind äußerst vielschichtig.

„Ja, und diese beiden sind sogar die Publikumsfavoriten bei unseren Konzerten. Ich bin richtig stolz für diese Offenheit unserer Fans zu Hause. Das war früher nicht gerade typisch für den ungarischen Rocker. Ich denke, dass SUBSCRIBE geholfen haben, für etwas mehr Offenheit zu sorgen.“

Kommen solche Songs durch gemeinsames erarbeiten mit der gesamten Band zustande?

„Wir haben drei Songwriter in der Band. Miklos, der Bassist, Atish, der Gitarrist und ich selbst. Miklos bringt gewöhnlich die Liedteile, Verse und Chöre. Er hat einige ziemlich abstrakte Ideen. Gewöhnlich wird das, was er als Vers anbringt, zu irgendeinem hinteren Teil C oder zu einem Zwischenspiel (grinst). Aber das ist genau das, was unsere Musik so speziell macht. Das letzte Lied auf unserem letzten Album (`Gay Rodeo`) wurde von seinen wahnsinnigen Ideen erschaffen. Atish kann gut Riffs schreiben und präsentiert uns tausend Versionen davon, in verschiedenen Rhythmen, und speziellen Tunings. Ich komponiere gewöhnlich ganze Lieder, die dann mit den anderen zusammen bei den Proben geübt werden, während jedermann seine Ideen noch einbringen kann. Wir haben eine spezielle musikalische Beziehung zueinander. Keiner will den Anderen seine Ideen aufzwingen, jeder hört dem Anderen zu, obwohl wir beim ersten Mal meist nicht derselben Meinung sind. Aber wir wissen, dass es sechs gleich talentierte Menschen in der Band gibt. Und diese Einstellung hat uns gut durch die Jahre gebracht.“

Wie ist es um die Musikszene in Eurer Heimat bestellt?

„Was ich vorhin zur Einstellung der Leute zur Musik erwähnte, die sich hinsichtlich der Live-Musik zuletzt sehr änderte, geht meiner Meinung nach in die richtige Richtung. Aber dank der globalen Krise können es sich die Kids nicht leisten, regelmäßig zu Konzerten zu gehen, auch wenn es immer mehr Rock-Klubs in Budapest und im gesamten Land gibt. Wegen dieser Dinge sind viele talentierte Bands nicht im Stande, genug Geld zu verdienen, um zu überleben. Wir haben – von diesem Gesichtspunkt aus – Glück, weil wir es in den vielen Jahre geschafft haben, uns eine große Fan-Base zu erschließen, die uns unterstützt. Wir sind aber auch stolz, dass wir trotz der wirtschaftlichen Situation erfolgreiche Konzerte spielen.“

Habt ihr auch mal eine Tour durch ganz Europa geplant?

„Im letzten Jahr hatten wir eine Tour in Finnland. Wir haben zudem eine feste Basis in Rumänien und Serbien. Aber unglücklicherweise ist es ziemlich schwierig nach Westeuropa zu bekommen, weil wir dort praktisch unbekannt sind. Selbst wenn wir in einige Städte kommen und unser ganzes Geld für die Konzerte ausgeben würden, ist es dies irgendwie nicht wert, wenn wir nicht innerhalb eines Jahres zurückkehren können. In Westeuropa gibt es solch ein Überangebot von Bands und Klubs und Konzerten mit berühmten Namen, dass wir eine dauernde Anwesenheit bräuchten, um in diesen Ländern in Erinnerung zu bleiben. Das ist ohne viel Geld von einer Plattenfirma und PR-Agentur unmöglich, ungeachtet der Tatsache, dass wir alles für solch eine Gelegenheit opfern würden. Das ist alles ja auch ärgerlich, weil wir gute Rezensionen von überall in Europa und sogar den Vereinigten Staaten her bekommen. Und unserer Konzerte außerhalb von Ungarn beweisen dies.“

Was war das bisherige Highlight eurer Karriere?

„Wenn wir auf unsere Konzerte schauen, war es wohl der Spaß, den wir mit PRO-PAIN auf der gemeinsamen Tour in 2005 hatten. Diese Tour dauerte einen Monat und wir lebten in einem echten Nightliner. Wir waren glücklich, Erfolg in vielen deutschen, holländischen, belgischen, tschechischen und österreichischen Klubs zu haben, obwohl wir ziemlich andere Musik als PRO-PAIN spielen. Nenn mich naiv, aber das zeigt mir sehr viel über die Offenheit der westeuropäischen Hardcore und Metal-Gemeinde. Nicht zu vergessen, wie freundlich die Jungs von PRO-PAIN zu uns waren. Wir waren auch sehr stolz, für DEFTONES in Bukarest zu eröffnen.“

Welches Konzert ist Dir als schönstes an sich im Gedächtnis geblieben?

„Da ist eine ganze Menge von all den Konzerten hängen geblieben, aber seltsamerweise hängt es weder vom Ort oder der Größe der Publikumsmenge ab. Gewöhnlich macht die Beziehung zwischen der Band und dem Publikum eine Show so besonders. Das kann man nicht in Worte fassen. Das sind nicht Konzerte, bei denen unbedingt bestimmte Songs gespielt wurden, sondern diese besonderen, auf der Bühne oder im MoshPit, geborenen Momente. Das ist die größte Magie der Live Musik.“

Was für Aktivitäten stehen zurzeit bei Euch an? Wann können wir ein neues Album von Euch erwarten?

„Zurzeit arbeiten wir an neuen Songs, aber wir haben uns noch nicht entschieden, ob man ein Album daraus macht oder mehrere EPs veröffentlicht. Aktuell läuft unsere übliche Herbsttour und dafür haben wir ein neues Lied geschrieben. Es ist auf Ungarisch und kann von unserer Website frei heruntergeladen werden. Wir planen es für gewöhnlich nicht, wann wir unsere Sachen veröffentlichen, wir lassen einfach die Musik sich selber schreiben. In diesem Genre können wir auch nicht jedes Jahr ein Album veröffentlichen, wenn du Qualität abliefern willst.“

Balit, ich danke Dir für das tolle Gespräch! Final Words?

„Yeah, komm zu einer SUBSCRIBE Show und finde heraus, warum deine Mutter nicht wollte, dass du ein Rock Musiker wirst (lacht). „

Bandkontakt:

www.subscribe.hu/

www.facebook.com/subscribeband