Livehaftig

HELSTAR, EMERALD, THE ORDER OF CHAOS

04.09.2012 – Bremen, Bluesclub Meisenfrei


An einem Dienstagabend stattete die internationale Metal Karawane, die aus den kanadischen THE ORDER OF CHAOS, den Eidgenossen von EMERALD und der Texas Legende HELSTAR bestand, dem beschaulichen Bremen einen fulminanten Besuch ab. Mit knapp 100 Besuchern war der Bluesclub Meisenfrei für einen Wochentag auch ganz ordentlich gefüllt. Allerdings trudelten die meisten Fans erst ein, als der Opener THE ORDER OF CHAOS schon auf der Bühne war. Unter den Augen ihres Labelchefs Jens Häfner von Killer Metal Records legte die Band einen soliden Gig hin, dessen Mittelpunkt natürlich Frontfrau Amanda Kiernan war, die sowohl mit großer Stimme als auch mit guter Bühnenpräsenz zu überzeugen wusste.

Die Schweizer von EMERALD, die einfach nur begeistert waren, mit ihren Helden von HELSTAR touren zu dürfen, hatten in Sachen Publikum ein deutlich besseres Los gezogen. Denn als die Jungs um Gitarrist Michael Vaucher mit ‚Where’s Your God’ in ihren Set einstiegen, hatte sich der Club weiter gefüllt. Von dem 2010er Album ‚Re-Forged’ kam auch das Gros der Songs, neben dem Opener noch ‚Witches Tower’ und ‚Secret Agenda’. Aber natürlich kam auch der brandneue Longplayer ‚Unleashed’ nicht zu kurz, von ihm brachte die Band ‚Face Of Evil’ und ‚Wrath Of God’. Während das Debüt ‚Rebels Of Our Time’ und die Forces Of Doom’ Scheibe komplett ignoriert wurden, kam von ‚Hymns To Steel’ wenigstens ‚Revenge’ zum Einsatz. Auch wenn das schweizerische Sextett auf der kleinen Bühne nicht allzu viel Bewegungsfreiheit hatte, so rockten die Jungs doch ordentlich.

Interessant fand ich Frontmann Thomas Winkler, der beim Singen dem Mund dermaßen aufriss, dass ich Angst hatte, er würde das Mikro verschlucken. Den Abschluss des gelungenen Auftritts bildete die ‚Calling The Knights’-Hymne ‚Emerald Knights’, bei dem sogar das hanseatisch zurückhaltende Bremer Publikum zum Mitmachen motiviert werden konnte.

Im Vorfeld hatte ich mir ein paar Sorgen gemacht, weil HELSTAR Sänger James Rivera ziemlich hustete und auch nur auf die Bühne humpeln konnte, aber nach den ersten Riffs konnte man erkennen, was ein bisschen Adrenalin so alles bewirken kann, denn von irgendwelchen Zipperlein war während des gesamten Auftritts dann nichts mehr zu erahnen.

Mit ‚Angels Fall To Hell’ und ‘Dark Queen’ ließen die Texaner gleich zu Beginn ihres Sets erkennen, dass sie heute hier eine würdige Headlinerperformance abgeben würden. Die Band präsentierte sich äußerst tight und hatte – ebenso wie das Publikum – sichtlich Spaß an diesem Streifzug durch ihre dreißigjährige Historie. Mit ‚The King Is Dead’ gab es schon recht früh ein echtes Highlight, dass von (fast) allen Anwesenden mitgesungen wurde. Weiter ging es Schlag auf Schlag mit ‚Toward The Unknown’, ‘The Plague Called Man’ und dem sehr stimmigen ‚Pandemonium’, ehe mit ‚To Sleep Per Chance To Scream’ und dem endgeilen ‚Winds Of War’ wieder die Klassiker gezückt wurden. Mit ‚Good Day To Die’ vom ungeliebten ‘Multiples Of Black’ (1995) Album, boten James und Co. sogar eine richtige Überraschung auf, die allerdings live prima funktionierte. Ebenso übrigens ‚Trinity Of Heresy’ vom immer noch aktuellen Werk ‘Glory Of Chaos. Nach ‚Evil Reign’ und ‘Baptized In Blood’ gab es einige verdutzte Gesichter, von denen, die das 2010er Album der Band nicht kannten, denn mit ‚Alma Negra’ wurde das brutalste aller HELSTAR Stücke gespielt, bei dem James auch live die Black Metal Anleihen gesangstechnisch einwandfrei rüberbrachte.

Mit ‚King Of Hell’ und dem Klassiker schlechthin ‘Run With The Pack’ war der Gig eigentlich vorbei, aber da das Bremer Publikum unaufhörlich nach einer weiteren Zugabe forderte, stürmte die Band – allen voran der völlig extatische Basser Jerry Abarca – erneut auf die Bühne um mit ‚Burning Star’ einen endgültigen Schlusspunkt unter einen absolut überzeugenden Auftritt zu setzen. Wer nach 30 Jahren noch so rocken kann wie James Rivera (v), Larry Barragan (g) Rob Trevino (g), Jerry Abarca (b) und Michael Lewis (d) den hoffe ich auch noch weitere 30 Jahre auf den Bühnen dieser Welt sehen zu können.