PlattenkritikenPressfrisch

RIVAL SONS – Pressure And Time

~ 2011 (Earache/Soulfood) – Classic Rock ~


Die Classic Rock-Gemeinde wurde ja in den letzten Jahren verwöhnt wie schon lange nicht mehr (und ein Ende ist zum Glück nicht in Sicht). Was die wirklich bärenstarken Scheiben von Black Country Communion, The Answer und Konsorten aber wirklich in den Schatten stellt, ist diese junge Truppe aus LA. Zwar stehen über Band und Album in sehr großen Lettern „Led Zeppelin“ drüber und sind darin, aber das wird hier nicht zum Menetekel eines halbgaren Klons, sondern zur Befeuerung der eigenen Kreativität im auch beim Original schon sehr weit gefassten Kosmos der großen Vorbilder. Allerdings vollkommen geschmackssicher gewürzt mit allerlei Zutaten aus der Ära. So kommt gleich der rock’n’rollige Opener mit schiebendem Groove und treibendem Piano-Riffing daher wie ein Hybrid aus alten Aerosmith und T-Rex/Mott The Hoople-Glam, bei dem die Zep-Anleihen eher unterschwellig sind, allerdings im Text offensichtlich werden („So lift up your dress, I’m gonna show you how the west was won“ … ohne Worte ;-). Um alle Zep-Clone-Unkenrufe im Keim zu ersticken, schieben sie gleich eine astreine Verbeugung vor den Doors hinterher, das man glaubt, es wäre 1969, nur um dann im Titelsong den Zep-Hammer mit originalem Bonham-Drumsound und -Rumsdibums-Groove sowie höllischer Bass-Line und einem typischen Riff so dermaßen kreisen zu lassen, dass man sich nicht wundern würde, wenn es hieße, das wäre ein bis heute verschollener Track von „IV“ oder „Physical Graffitti“. Hit! So geht es mal in die eine oder andere Richtung weiter, und obwohl man immer das Gefühl hat, in den frühen 70ern zu sein, klingt die Platte in keiner Sekunde wirklich „alt“. Was sie von allen anderen Retro-Sound-Veröffentlichungen der letzten Jahre abhebt, sind vor allem zwei Punkte (neben dem – ich muss es nochmal erwähnen – so geil mit Liebe zum Detail „nachgebauten“ John-Bonham-Memorial-Drumsound – heissa, es ist 1971!!): Zum einen das wirklich zwingende und auf den Punkt gebrachte Songwriting mit jeder Menge (Zep-)Groove, Riffs und stimmigen Hooklines, und zum anderen, dass die Sons mit Jay Buchanan einen Sänger vorne dran stehen haben, der nicht nur wie Robert Plant in seinen besten Zeiten klingen kann, sondern auch ein eigenes Timbre besitzt und mit seiner Power, Bandbreite und Versiertheit die meisten anderen einfach an die Wand singt, knurrt und schreit. Einziger Kritikpunkt (wie auch bei der Black Stone Cherry) liegt im zu stark komprimierten Sound, der schnell zerrt und zu „krachig“ wird. Da ich stark vermute, dass dies am digitalen Mastering liegt, würde mich ja schon mal die Vinyl-Version interessieren, falls dafür ein anderes Mastering angefertigt wurde. Trotzdem: Dass diese Platte in mehreren Magazinen CD des Monats war – nicht weiter verwunderlich. Darüber hinaus: Für Classic-Rock-Aficionados im Allgemeinen und Zep-Nerds im Speziellen – die Platte des Jahres. That’s all, folks.

9,5 Punkte