AugenschmausLesen & Schwelgen

CHICKENFOOT – Get Your Buzz On / Live from Phoenix (DVD)

~ 2010 (Rockpit / Eagle Vision) ~


Wer die Band schon kennt, dem brauche ich ja nix mehr über diese außergewöhnliche Kollaboration erzählen, alle anderen seien mal ganz kurz auf die Besetzungsliste verwiesen: Hier zocken die beiden Ex-VAN HALEN-Recken Sammy Hagar (voc) und Michael Anthony (b) zusammen mit RED HOT CHILI PEPPERS-Drummer Chad Smith und Gitarrengenius Joe Satriani. Das sagt eigentlich schon alles.

Nun gibt es recht schnell nach der ersten Platte die erste Konzert-DVD. Man kann hier einwenden, dass das vielleicht noch nicht ausreicht (andere haben zehn Platten und 20 Hits draußen, bevor sie so ein Projekt angehen), um so eine Scheibe sinnvoll zu füllen, auch ist die DVD mit einem 110-minütigen Konzertmitschnitt und 52 Minuten Dokumentation auch nicht gerade üppig ausgestattet. Aber es gibt durchaus auch für Nicht-Hardcorefans Gründe, sich dieses Teil zuzulegen.

Wenn man den zwischen Classic Rock und Melodic Metal pendelnden Sound der Allstar-Truppe goutiert, wird man zwar durchaus feststellen, dass das CHICKENFOOT-Songmaterial hinsichtlich zwingender Kompositionen und Hitdichte mit keiner der sonstigen Stammbands der Protagonisten mithalten kann, auch ufern so manche Stücke doch in etwas langatmige Gniedel- und Jamparts aus (was Nicht-Musiker ja selten so wirklich gut finden – hier sprechen „nur“ 13 Songs über die volle Konzertdauer von fast zwei Stunden Bände), aber dass ist nicht der eigentliche Punkt. Denn vor allem bekommt der (zumindest halbwegs geneigte) Zuschauer eine Mörderpackung Spielfreude und Bühnenpower. So ausgelassen hat man die Jungs selten gesehen, das hat teilweise mehr was von der ersten Klassenfahrt ein paar losgelassener Lausbuben als eine Musikdarbietung von gestandenen Mitt-Fünfzigern.

Mit ordentlich Spaß in den Backen und natürlich ihrem unglaublichen handwerklichen Niveau rocken sich die vier Burschen erst durch alle elf Hühnerfuss-Originale vom Debütalbum (herausragend: ´My Kinda Girl´, ´Oh Yeah´), um dann noch eine kongeniale Interpretation von Hagars ureigenstem ´Bad Motor Scooter´ aus seligen MONTROSE-Tagen supercool runterzuzocken und beim abschließenden, ebenso mitreißenden Cover von WHOs ´My Generation´ endgültig alles in Schall und Rauch aufgehen zu lassen (inkl. Moon-schem Schlagzeugzerlegen!). Insofern lässt der Federviehhuf mal nix anbrennen.

Ein zusätzlich positiver Aspekt ist die Ausführung der DVD: Die Kulisse, die Lightshow an diesem Abend, Kameraführung und Sound sind vom allerfeinsten. Das Bonusmaterial beschränkt sich auf eine ganz nette Fotogalerie und eine echt witzige Dokumentation (wenn man des englischen mächtig ist – es gibt keine Untertitel). Die hat es in sich, denn auch für Nicht-Musiker ist es durchaus unterhaltsam, wenn Sammy Hagar bei seinem alten Kumpel Rob Weir (ex-GREATFUL DEAD) vorbeischaut und die beiden weißweintrinkend Blödsinn babbeln, irgendein mir nicht bekannter Typ (wohl amerikanischer Moderator oder ähnliches) Michael Anthony über seine Beziehung zum ex-Arbeitgeber VAN HALEN ausfragt und sich über seine Rolle als ´Nur-Bassist´ lustig macht sowie das halb ernste/halb vollkommen gagamäßige „Interview“, das Nigel Tuffnel (SPINAL TAP) mit Joe Satriani führt! Dazwischen stiefelt Chili Peppers‘ Schlagzeugkasper Chad Smith in der Gegend rum und macht Umfragen über den Bekanntheitsgrad von CHICKENFOOT bei irgendwelchen Leuten auf der Straße, was nicht immer sooo witzig ist, und springt zwischendurch in bekloppten Kostümen durch die Kulisse (Buddy der Weihnachtself!) – alles in allem geht die knappe Stunde recht schnell vorbei. Nebenher lernt man noch, wie man Sammy’s berühmten „Perfect Margherita“ macht. Empfehlung: Nachmixen, das Teil schmeckt echt saulecker und batscht wie Omis Bratpfanne auf Opis Kopf, wenn er mal wieder zu spät aus der Kneipe heimgewankt kam.

Insgesamt kommt auch hier derselbe Vibe wie im Konzertmitschnitt rüber, der diese DVD zu einer klaren Kaufempfehlung auch für Nicht-Fans macht: Hier sind ein paar echte Ausnahmetalente und -persönlichkeiten zusammengekommen, denen man in jeder Sekunde anmerkt, dass sie weder sich selbst, gegenseitig oder irgendjemandem sonst noch irgendwas beweisen müssen, sondern zwischen denen die Chemie so stimmt, dass sie einfach einen riesigen Haufen Spaß miteinander haben. Rock’nRoll, Baby!